SDAJ in Aktion: Ausbeuter von München bis Kiel geoutet

veröffentlicht am: 12 Sep, 2014

Liebe Leserin, lieber Leser,

hast du einen Ausbildungsplatz? Wenn ja, dann kannst du dich glücklich schätzen – und dich in den meisten Fällen mit Überstunden und Arbeitshetze herumschlagen und damit, als billige Arbeitskraft eingesetzt zu werden. Du hast keinen Ausbildungsplatz? Das heißt erst mal Bewerbungen schreiben und Warteschleifen durchlaufen oder sich vom Wunschberuf verabschieden. Leiharbeit, befristete Verträge und ungesicherte Übernahme für uns – während für die deutschen Banken und Konzerne Milliardenrettungsschirme gespannt und auch in der Krise Profite gemacht werden.

Wir finden: Das ist Grund genug, sich zu wehren. Die SDAJ fordert daher ein Ausbildungsgesetz, das unseren Interessen entspricht: mit Ausbildung für alle und Vergütung, von der man leben kann. Vor allem schlagen wir aber vor, sich zu organisieren und den Kampf für unsere Interessen aufzunehmen. Dazu leisten wir mit unserer Kampagne „Unsere Zukunft statt eure Profite!“ einen Beitrag – und outen Betriebe mit miesen Ausbildungsbedingungen.

 

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Unterbesetzung

Unbezahlte Überstunden stehen bei NORMA auf der Tagesordnung. Die Zeit nach Ladenschluss, in der für gewöhnlich der Laden aufgeräumt wird, wird weder in der Arbeitsplanung berücksichtigt – geschweige denn bezahlt; sie wird schlichtweg nicht aufgeschrieben. Zwei Stunden unbezahlt länger arbeiten ist keine Seltenheit. „Die Filialleitung plant schon mit einer Unterbesetzung, um Kosten zu sparen.“ erklärte eine Genossin daher in einem Redebeitrag während eines Outings der SDAJ München. Eine Auszubildende berichtete zudem: „Mein Chef will von den Überstunden gar nichts wissen. Öfter habe ich ihn darauf angesprochen, doch er sagt, das wäre ganz normal.“ Auszubildende bei NORMA arbeiten oft ganz regulär in 10-Stunden-Schichten. Diese miesen Ausbildungsbedingungen wurden mit Schildern und Redebeiträgen angeprangert. Denn wir fordern mit dem Ausbildungsgesetz ein Verbot von unbezahlten Überstunden.

 

Essen Outing UniklinikumEssen

Stations-hopping

„Minimalbesetzung auf jeder Station, in jeder Schicht. Das ist das Problem.“ berichtet ein Mitglied der JAV des Essener Uniklinikums. „Deshalb werden wir ständig von Station zu Station geschoben, um die Personallöcher zu stopfen. Wir nennen das ,Stations-hopping´.“ Auszubildende kosten das Essener Uniklinikum entsprechend weniger als Festangestellte. Daher werden sie als erste ‚rangezogen und sollen fehlende Fachkräfte kompensieren. Ziel ist es, möglichst viel Personal einzusparen um der Unterfinanzierung des Gesundheitssystems zu begegnen. Dagegen haben die ver.di Jugend Essen, die JAV des Klinikums und die SDAJ Essen mobil gemacht und mit einer gemeinsamen Aktion vor dem Klinikum den Missbrauch der Azubis als billige Arbeitskräfte kritisiert. Denn wir fordern weiterhin ein Verbot von ausbildungsfremden Tätigkeiten und eine Überprüfung der Ausbildungsqualität durch Gewerkschaften und JAVen.

 

Skandale in riesen ZeitungKiel

Klinik-Kritik

Auch auf den Stationen des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) herrscht chronischer Personalmangel. Die Auszubildenden wurden in die „UKSH-Akademie“ ausgegliedert und dadurch vom geltenden Tarifvertrag ausgeschlossen. Aber auch bei der laufenden Tarifauseinandersetzung verhält sich die Klinikleitung wie die Axt im Walde. Grund genug für den SDAJ-Landesverband Waterkant einen Aktionstag am UKSH durchzuführen. Mit Flyern und einem Theaterstück besuchten die GenossInnen das Sommerfest der Klinik und verteilten eine gemeinsame Solidaritätserklärung mit der ver.di Jugend Kiel zur laufenden Tarifauseinandersetzung. In der Kieler Innenstadt gab es anschließend Redebeiträge und riesige Zeitungen informierten Passanten über die miese Ausbildungssituation an der UKSH. Wir fordern neben der Übernahme sämtlicher Kosten in Berufsschule und Betrieb eine Mindestausbildungsvergütung von 1200 Euro.

 

OutingFotoLeipzig

Lohndumping

8 Euro pro Stunde zahlt das Callcenter BUW seinen Angestellten und diese sollen dafür den telefonischen Kundendienst der Comdirect Bank übernehmen. Damit haben die Callcenter-Mitarbeiter dieselben Aufgaben und Verantwortungen wie Bankkaufleute – verdienen aber weniger als die Hälfte eines Angestellten bei Comdirect. Dazu wird von den Beschäftigten volle Leistung und Flexibilität verlangt, an Wochenenden und Feiertagen zu arbeiten ist die Regel. Die Banken unterlaufen mit dieser Ausgliederung den Tarifvertrag der Privatbanken und die Callcenter spielen und verdienen fleißig mit. Die SDAJ Leipzig hat beispielhaft das Callcenter BUW öffentlich angeprangert. Mit Flyern und einem großen Transparent skandalisierten sie die miesen Arbeitsbedingungen bei BUW und riefen Gewerkschaften und Beschäftige auf, gegen den Billiglohnsektor aktiv zu werden. Wir fordern einen Mindestlohn von 12 Euro pro Stunde.

 

Bochum Johnson Control OutingBochum

Control Johnson

Der Bochumer Autozulieferer Johnson Controls will bis zum Jahresende 220 Beschäftigte entlassen, da die Schließung des Opel-Werks die wirtschaftliche Lage verschlechtert habe. Gleichzeitig erzielte das Unternehmen in den letzten drei Monaten noch 594 Millionen Euro Gewinn. Nun soll noch mehr Gewinn auf Kosten der Beschäftigten erzielt werden. Für die verbleibende Belegschaft würde das mehr Arbeit auf weniger Schultern bedeuten. Zu Recht wehrt sich diese mit Protestaktionen und kurzfristigen Arbeitsniederlegungen. Sie fordern Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich statt Stellenabbau. Die SDAJ Bochum skandalisierte mit Flyern, Transparent und Quiz-Spiel das Vorgehen des Unternehmens öffentlich und zeigte sich solidarisch mit den Beschäftigten. Denn mit den Stellenstreichungen würden auch Ausbildungsplätze wegfallen. Wir fordern eine Ausbildungsquote von mindestens 10 % der Beschäftigten.

 

Nürnberg Outing SiemensNürnberg

Fehl am Platz

Über vier Milliarden Euro Gewinn konnte der Industriekonzern Siemens 2013 für sich verbuchen. Doch anstatt mit dem Gewinn für die Absicherung von Übernahme und Arbeitsplätzen zu sorgen, will Siemens weltweit 15.000 Stellen streichen – über 5500 allein in Erlangen. Stellenabbau zur Verbesserung der Profitrate wird von der Konzernleitung beschönigend als „betriebswirtschaftliche Straffung“ verkauft. Der Profit soll auf Kosten der Beschäftigten weiter vervielfacht, die Arbeit intensiviert, die Beschäftigten noch mehr ausgebeutet werden. Mit einem Pinguin-Kostüm verteilte die SDAJ Nürnberg daher Flugblätter an die Berufsschülerinnen und Berufsschüler in Erlangen und machte deutlich, dass die Stellenstreichungen bei Siemens – genauso wie ein Pinguin in der Sommerhitze – eindeutig Fehl am Platz sind. Wir fordern mit dem Ausbildungsgesetz die unbefristete Übernahme und eine Ausbildungsplatzgarantie.

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