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Working Whistleblowers: „systemrelevant“

veröffentlicht am: 2 Jun, 2020

Systemrelevant- Was eigentlich wie ein Kompliment klingt ist ein Todesurteil für viele Praxen in ganz Deutschland und vor allem die ArbeiterInnen in therapeutischen Berufen werden darunter leiden.

Fiona aus Würzburg arbeitet als Logopädin und berichtet von ihrem Arbeitsalltag in Corona-Zeiten

Systemrelevant- Das ist das Label, dass LogopädInnen, PhysiotherapeutInnen und ErgotherapeutInnen aktuell aufgestempelt bekommen.
Normalerweise sind wir im Gesundheitssystem eher Berufe zweiter Klasse, aber kaum kommt ein Virus, haben Therapiepraxen aller Art haben die Weisung bekommen,unbedingt offen zu bleiben und Therapien abzuhalten.Viele dieser Therapien finden in Praxen statt, in denen PatientInnen vor ihrer Therapie auch mit anderen PatientInnen in Kontakt kommen, um anschließend in Therapiezimmern, teilweise mit nur einer Tischlänge Entfernung zu ihren TherapeutInnen, zu sitzen.
Das Altersspektrum der PatientInnen erstreckt sich von Kleinstkindern bis zu SeniorInnen und viele haben Vorerkrankungen, die sie in die Risikogruppe fallen lassen. Durch den vermehrten Kontakt mit Kindern sind über die TherapeutInnen auch PatientInnen dieser Risikogruppen einer erhöhten Gefahr der Ansteckung ausgesetzt.
Selbst wenn wir Therapien weiterhin anbieten wollen, fallen die Stunden häufig aus, da viele PatientInnen aus Pflichtbewusstsein absagen und Seniorenheime geschlossen sind.
Diese Ausfälle werden uns in keinster Weise erstattet. Krankenkassen schließen und Ärzte sind angehalten, keine weiteren Verordnungen für Therapien auszustellen.
Mir als Logopädin ist es nicht möglich eine Gesichtsmaske zu tragen, da ich mit meinem Mundbild als Beispiel für meine PatientInnen dienen muss. Nicht, dass ich einen Mundschutz zur Verfügung gestellt bekommen würde, obwohl ich als systemrelevante Angestellte eines therapeutischen Berufs tagtäglich mit Kranken in Berührung komme.
Mir und vielen anderen KollegInnen droht Kurzarbeit und das in Berufen, die sowieso unterbezahlt sind. Von staatlicher Seite gibt es bislang keine nennenswerte Unterstützung.

 

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