„Ganz normale Leute“

veröffentlicht am: 18 Aug, 2013

Eros Gracia ist 23 Jahre alt, studiert Informatik an der CUJAE und hat uns hier die letzten drei Wochen begleitet. Er ist Präsident der FEU, der Studierendenorganisation, an seiner Fakultät.

Wie kommt es, dass du uns auf unserer Brigade begleitest?
Der erste Grund ist, dass ich Englisch und ein bisschen Deutsch spreche. Außerdem hat die UJC, die das Projekt von cubanischer Seite begleitet hat, versucht, einige Personen auszuwählen, die Leitungspositionen haben, da diese spannende Erfahrungen in der konkreten Umsetzung des Sozialismus gemacht haben und die Erfahrungen, die wir mit euch machen, in große Kreise tragen können. Ich war sehr glücklich, das tun zu können. Für mich ist es total interessant, die cubanischen Sichtweisen und Erfahrungen mit den deutschen zu vergleichen.

Du hast uns in den letzten drei Wochen begleitet, gemeinsam mit uns gearbeitet, Ausflüge gemacht, diskutiert, gefeiert. Welche Erfahrungen nimmst du mit?
Meine erste Erfahrung ist, dass ihr in Deutschland auch eine starke kommunistische Bewegung junger Leute mit eigenen Kongressen und Plänen für die Zukunft habt. Ihr kämpft in Deutschland für den Sozialismus, für die gleichen Ziele, die wir hier auch haben.
Eine andere Erfahrung: Immer, wenn man hier in Cuba von deutschen Kommunisten hört, denkt man an sehr harte, starre und starke Menschen. Und ich habe gelernt, dass ihr ganz normale junge Leute seid, die Party machen wollen, gerne Fußball spielen, aber natürlich politische Positionen habt, euch für eure Interessen und damit für den Sozialismus einsetzt. Es ist ein bisschen wie in Cuba. Ich mag deutsche Kommunisten.

Was hast du über den deutschen Kapitalismus gelernt?
Ich habe viel über die Bildung, das Gesundheitssystem in Deutschland gelernt. Dass man viel Geld zahlen muss, um zu studieren und viele junge Leute Schulden nach dem Studium haben. Dass es viele politische Parteien gibt, dass aber viel Propaganda und lose Versprechen ist. Am Ende handeln sie doch im Interesse des Kapitals. Die Leute, die das Geld haben, sind die, die die Regeln bestellen. Die haben den Einfluss in den Staat. Im Kapitalismus musst du für alles zahlen. In Cuba haben wir eine Karikatur, dass man im Kapitalismus für Luft zahlen muss.
Ich habe gelernt, dass Deutschland obwohl es wirtschaftlich sehr stark ist, sehr große Probleme hat. Dort ist es sehr gut für reiche Leute, Personen, die aus Arbeiterfamilien kommen, haben kaum Chancen, zu studieren und eine gute Gesundheitsversorgung zu bekommen.
Ich schätze Cuba sehr. Das kostenlose Bildungs- und Gesundheitssystem, hier haben alle die Chance zu studieren. Die Mitbestimmungmöglichkeiten sind sehr groß, jeder wird gefragt, was er über neue Entscheidungen denkt, wie zum Beispiel bei den wirtschaftlichen Aktualisierungen. Wir werden immer wieder gefragt, wie wir was ändern könnten, was besser gemacht werden könnte. Bei den wirtschaftlichen Aktualisierungen hatten wir 8 Millionen Änderungsanträge aus der Bevölkerung, fast alle sind beachtet worden. Und ein Einparteiensystem bedeutet, wie ich gelernt habe, nicht weniger Mitbestimmung.

Welche Botschaft nimmst du mit?
Ich weiß jetzt, dass es auch in Deutschland Leute gibt, die wie wir denken, dass e seine kommunistische Bewegung gibt. Das gibt uns Kraft. Ihr habt eure eigenen Pläne, natürlich, den cubanischen Sozialismus kann man nicht einfach auf Deutschland übertragen. Ihr habt viele Gründe, das zu tun, ihr habt so viele Probleme in Deutschland. Ich glaube ein Problem ist aber, dass das, was ihr lernt, bislang sehr theoretisch war. Ihr habt viel gelernt, aber die konkreten Probleme, die wir in Cuba haben, die kanntet ihr nicht. Und die habt ihr kennengelernt, die könnt ihr mit nachhause nehmen und auch daraus lernen. Über unser Gesundheitssystem, das Bildungssystem. Wie wir es organisieren, dass alles kostenlos.
Und ich habe natürlich viele coole Leute getroffen, wir hatten viel schöne Zeit. Aber nächstes Mal müssen wir das mit dem Wasser besser regeln, wir brauchen auch Duschen in Santa Clara.

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