Die Post und ihre Auszubildenden

veröffentlicht am: 3 Apr, 2023

Das zweite Tarifangebot der Post sieht für Azubis überraschend gut aus. 200 Euro waren gefordert und sie bekommen wie alle anderen eine Erhöhung um 340 Euro – ab nächsten April. Bis dahin heißt es auch für sie: Nullrunde.

Warum macht die Post das und wie kann sie sich das leisten? Während der Streiks war noch von einer drohenden Pleite die Rede.

Laut Angaben der Post werden jährlich 2.400 Auszubildende und duale Studenten angeworben. Theoretisch wären das dann insgesamt knapp 5000, die betroffen wären.

Praktisch aber verheizt die Post die Hälfte der Azubis bereits in der Probezeit. Obwohl die Praxiseinsätze eigentlich erst ab dem 7. Monat dran sind, kommt es immer wieder vor, dass Azubis vorher ran müssen. Ohne Kenntnis der Zustellbezirke, bei Wind und Wetter und während der Probezeit. Da die Zustellung in Vollzeit draußen stattfindet, häufen sich die Vorfälle: Hitzschlag, Erkältung, Arbeitsunfälle. Wer krank ist, wird trotzdem angefragt und gedrängt zur Arbeit zu kommen.

Druck wird gemacht mit einer Mischung aus Drohung von Probezeitkündigung und Versprechen auf Festanstellung. Verzicht auf freie Tage, Mehrarbeit in unbekannten Bezirken und spontanes Arbeiten. Das alles wird den Azubis bei der Post abverlangt. Viele halten das nicht lange aus. Ein Arbeitgeber, dem Auszubildende (oder auch geltende Gesetze) nicht egal sind, sieht anders aus.

Für die, die übrig bleiben, braucht der Milliardenkonzern Post dann gar nicht mehr allzu tief in die Tasche zu greifen. Die 340 Euro helfen weder bei fehlender Übernahme noch bei Schikane. Für die Dualstudierenden stellt man sich mit dem Angebot als attraktiver Arbeitgeber dar, um beim „Fachkräftemangel“ nicht den Kürzeren zu ziehen.

Anerkennung der Ausbildung? Die Post scheißt auf die Gesundheit und Rechte seiner Azubis und verfolgt nur seine eigenen Interessen. Die sind vor allem: Profit. Den macht die Post auch nach dem Abschluss in Milliardenhöhe auf dem Rücken der Beschäftigten und Auszubildenden.

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