Wir streiken, wenn uns keine Beachtung geschenkt wird (POSITION #05/19)

veröffentlicht am: 8 Dez, 2019

Widerstand gegen katastrophale Zustände an Augsburger Schule
Die Fachoberschule in Augsburg ist einer der größten Schulen in ganz Schwaben. Das Gebäude betreten jeden Tag um die 2000 Menschen aller Altersstufen. Dennoch ist die Schule ziemlich schlecht aufgestellt. Der Bau ist katastrophal, es schimmelt an manchen Stellen, es tropft von der Decke, wenn es stark regnet, die Toiletten wünscht man wirklich niemandem. Als ob es nicht genug wäre, dass die Hälfte der SchülerInnen unter dem immensen Leistungsdruck jedes Jahr ihre Abschlussprüfungen absolvieren müssen. Dass man dort politisch arbeiten muss, ist klar. Doch wie haben wir das in Augsburg die letzten Monate gemacht?

Widerstand organisieren
Zuerst haben wir uns intern in den Klassen und auch stetig in der ganzen Schule verankert. Durch GenossInnen, die selbst auf die FOS gehen, war es ziemlich einfach auf die offensichtlichen Problematiken zu reagieren. Nachdem wir eine Handvoll aktiver Menschen sammeln konnten, bildeten wir letztes Jahr eine Schüli-Gruppe, die vor allem durch Social-Media-Arbeit schnell Aufmerksamkeit generieren konnte. Nach den ersten Treffen stand fest, dass wir unseren Unmut auf die Straße bringen wollen. Zusammen mit Schülerinnen und Schülern, den Lehrkräften und Schulpersonal haben wir eine Demo zur Unterfinanzierung der Augsburger Schulen organisiert. Doch das war nicht alles; wir stellten Forderungen auf (wie z.B., dass man die Toiletten so schnell wie möglich sanieren muss) und legten diese der Stadt Augsburg vor, mit der Bemerkung, dass wir streiken werden, wenn uns keine Beachtung geschenkt wird.

Wenn reden nichts hilft
Die Stadt hat auf sich warten lassen, aber ein paar Tage später fand ein Gespräch zwischen Vertretern der FOS (Schüli-Gruppe, Elternbeirat, Personalrat, Ministerialbeauftragter, Schulleitung etc.) und der Gegenseite statt. Das war aber für die Leute von der Schule sehr ernüchternd; die Stadt hat sich in einer Tour gerechtfertigt und ist auf keine Forderung konkret eingegangen. Man muss erwähnen, dass wir an unserer Schule das große Glück haben, das Schulleitung und anderes Personal uns zum Großteil unterstützt, sogar bei der Forderung zu streiken. Danach haben wir immer noch aktiv an der Schule gearbeitet, haben Flyer und unsere Kleinzeitung verteilt, zu Treffen eingeladen und für Demos mobilisiert. Und auch die Presse hat schnell von uns Wind bekommen. Wir waren sehr präsent. Die Stadt plant das Gebäude zu sanieren – das halten wir für nicht ausreichend. Auch wenn es für uns natürlich schwierig ist, während den entscheidenden Prüfungsphasen zu arbeiten, geben wir nicht den Geist auf. Für dieses Jahr ist der schon letztes Jahr angekündigte Streik geplant. Die Stadt und der Staat haben uns einfach bewiesen, dass sie nicht interessiert daran sind, uns ein humanes Schulgebäude zur Verfügung zu stellen. Das lassen wir nicht auf uns sitzen! Wir kämpfen weiter, trotz Schulstress, Leistungsdruck und Ignoranz. Für eine faire und bessere Bildungspolitik; Geld gibt’s genug, Zeit es uns zu holen!

Melli, Augsburg

Wenn ihr sehen wollt, wie es bei uns aussieht: Bilder und Videos von unserer Schule gibt’s auf Instagram und Facebook unter @bestoffosaux.

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Dieser Artikel erschien in
POSITION #5/2019
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