Die Forderungen der streikenden 100 000 SchülerInnen müssen erfüllt werden.

veröffentlicht am: 10 Dez, 2008

Keine Repressionen gegen politisch interessierte SchülerInnen.Presseerklärung der SDAJ: Berechtigte Schülerstreiks an deutschen Schulen

Keine Repressionen gegen politisch interessierte SchülerInnen.

Am Mittwoch, den 12.11. war es soweit: in ganz Deutschland ging Schülerinnen und Schüler für ihr Recht auf Bildung auf die Straße. Insgesamt über 100.000 blieben dem Unterricht fern, um in mehr als 40 Städten vor die Klassenzimmer zu gehen. Stuttgart, Hamburg, Rostock, Frankfurt, Berlin und Essen sind größere Städte, aber auch in Plön, Lübeck, Lüneburg, Oldenburg und und und haben Schüler von ihrem Recht auf Meinungsfreiheit Gebrauch gemacht, um die unhaltbaren Zustände an deutschen Schulen vor Ort zu kritisieren und auch um endlich mal ihrem Ärger Luft zu machen.

Mit selbst gemalten Transparenten, originellen Demosprüchen und vor allem lautstark setzten sie ein kreatives und deutliches Zeichen: „Wir sehen nicht länger zu, wie ihr unsere Zukunft ruiniert!“ Für bundesdeutsche Verhältnisse ist der Protest ein gelungener Anfang – und sicher nicht das Ende. Die Verhältnisse im deutschen Bildungswesen sind das erste Mal seit langem thematisiert worden – zur Überraschung von Medien und der Kanzlerin.

Auch die Einschüchterungsversuche von ewig gestrigen Rektoren und Rektorinnen haben an vielen Orten nichts genutzt. Abmahnungen? Ja klar. Aber da die Schüler nicht schwänzen wollten, wie ihnen häufig unterstellt wurde, sondern für eine gerechte, demokratische Bildungspolitik demonstriert haben, werden diese Repressionen auf die Verantwortlichen selbst zurück fallen.

In manchen Orten haben sich Berufsfunktionäre aus den Jugendverbänden der Großen Koalition – vor allem der Jungen Union – dazu hinreißen lassen, den SchülerInnen das Recht auf ihren Protest abzusprechen und sind verbal gegen die Demonstranten vorgegangen. Für die Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ), deren Mitglieder sich aktiv an der Vorbereitung und Durchführung der SchülerInnenproteste beteiligt haben, wirkt das sehr merkwürdig: Fast könnten wir den Eindruck gewinnen, dass diese Funktionäre nie eine deutsche Schule besucht hätten. Sonst wüssten sie, dass Widerstand gegen den anhaltenden Bildungsabbau und die verfestigten Zustände an deutschen Schulen bitter notwendig ist.

Mindestens genauso peinlich ist der Versuch, den Schülern und Schülerinnen zu unterstellen, dass sie sich von linken und sozialistischen Jugendorganisationen wie der SDAJ instrumentalisieren ließen. Dieser Vorwurf ist eine Frechheit gegenüber all denen, die während der Unterrichtszeit, ihr Klassenräume verlassen haben, um auf die systematischen Mißstände im deutschen Bildungssystem aufmerksam zu machen. Und es ist ebenfalls eine Frechheit den Aktivisten zu unterstellen, sie würden ihre MitschülerInnen instrumentalisieren. Viele SchülerInnen haben in ihrer Freizeit gearbeitet, um Flugblattverteilungen vor Schulbeginn zu organisierten und um Forderungen zu diskutierten. Sie haben gemacht und getan, um sich und ihren Klassenkameraden eine bessere Bildung und eine bessere Zukunft zu ermöglichen.

Die Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ) hat den Schulstreik tatkräftig unterstützt. In ihr sind Schülerinnen und Schüler organisiert, die für ein gerechtes Schulsystem kämpfen. Wir sind davon überzeugt, dass wir dann erfolgreich sein können, wenn die SchülerInnen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und für ihre Rechte kämpfen. Denn unser Bildungssystem verbaut großen Teilen der Jugend systematisch ihre Zukunft. Durch soziale Auslese, Konkurrenzdruck und immer weiter um sich greifende Privatisierung haben immer weniger Jugendliche eine Chance, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Die SDAJ wird weiterhin Proteste, Streiks und Aktionen unterstützen. Gemeinsam mit der lernenden Jugend werden wir überall da streiten, wo man unsere Zukunft aufs Spiel setzt. Das muss nicht immer ein bundesweiter Streik sein. Wir setzen uns ein, wenn wir uns die Preise in der Schulmensa nicht mehr leisten können, wenn die nächste Vergleichsarbeit ansteht, wenn Kopfnoten eingeführt werden sollen oder ein engagierter Referendar nicht übernommen werden soll. Wir bieten den Zukunftskillern Paroli, jetzt und in Zukunft, an den Schulen, an den Unis und im Betrieb.
 
Weitere Informationen unter schulaction.org
 
Essen, 20.11.2008

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