Corona-Demo auf dem Kassler Unicampus: Das “offene Studitreffen“ (kurz OST) berichtet von Ereignissen, die sich neulich auf dem Campus der Kasseler Uni abgespielt haben

veröffentlicht am: 5 Feb, 2022

Kurz nach dem Beginn des Wintersemesters 2021 kam es am Mittwoch, den 27. Oktober, auf dem Gelände der Universität zu einer Demonstration und Gegendemonstration zweier Gruppen. Geplant ist, das aktuelle Semester im Winter so zu gestalten, das eine Hälfte der studierenden Leute vor Ort und die andere Hälfte von zu Hause aus am Unterricht der Universität teilnehmen kann. Die Uni nennt diesen Plan hybrid, also das Zusammenwirken von zwei Herangehensweisen (Unterricht von zuhause und aufm Campus), zusammen kombiniert. Der Grund für diese Aufteilung ist, wer hätte es gedacht, die Corona-Situation. Um Übertragungen des Virus zu vermeiden, wird auf Unterricht mit vielen Leuten in vollen Räumen verzichtet. Stattdessen verteilen sich die Leute und nehmen entweder von daheim oder vor Ort am Campus teil. Der Gedanke ist, dass Studis, die sich entscheiden, an ihrem Uniunterricht vor Ort auf dem Campus teilzunehmen, dafür entweder geimpft, genesen oder getestet sein müssen.

Die Uni hat also, wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen, die sogenannten 3G-Regeln in die Gestaltung der Lehre übernommen. Das passt manchen Studis so gar nicht. Aus diesem Frust gegenüber den 3G-Regeln auf dem Unigelände entwickelte sich die Initiative mit dem Namen „Studenten stehen auf“. Da die Corona-Schnelltests zu diesem Zeitpunkt noch Geld kosteten, war das für einige Studenten ein großes finanzielles Problem. Die Initiative hat daher zur Demo auf dem Campus aufgerufen und fordert die Abschaffung der 3G-Regel. Man sei für freiwillige Tests. In den Semestern davor war es sogar so, dass der gesamte Uniunterricht von zuhause stattgefunden hat. Das führte bei vielen StudentInnen zu Frust, isolationsbedingten Angstzuständen und deutlich weniger Motivation fürs Studium. Zu dieser Situation kommt jetzt noch die Situation mit den 3G-Regeln dazu, was für noch mehr schlechte Stimmung und Spaltung zwischen Studis führt, da viele Leute verschiedene Meinungen und Einstellungen gegenüber der Einführung dieser Regel haben. Allgemein haben wir von vielen gehört, dass sie sich mit der Situation von der Politik nicht ernst genommen fühlen und dass diese für uns Studis fast nichts unternimmt, um die Situation zu verbessern.

Das Wintersemester 2021 ist jetzt schon das vierte Semester, bei dem uns Corona einen dicken Strich durch die Rechnung macht. Dabei bekommen wir Studis häufig bei der Planung der Politik wenig Beachtung. Aber das ist ja nichts neues! Schon seit längerem wird durch die Bologna Reform der Leistungsdruck auf uns Studis immer weiter erhöht, während gleichzeitig die Qualität der Lehre auf der anderen Seite nicht mithalten kann. Seit Corona sind all die Dinge, die eh schon schlecht laufen, noch verstärkt worden. Und dass wir Studis die letzten eineinhalb Jahre isoliert zuhause vor unseren Computern verbracht haben, macht unsere Lernsituation auch nicht besser. Tatsächlich gibt es viele Studis, die durch isoliertes Lernen und Stress Ängste und Depressionen entwickelt haben. Wir fordern für geimpfte und genesene die kostenlose Bereitstellung von Antigenschnelltests auf dem Campusgelände. Das bietet allen mehr Sicherheit, ist nicht sehr aufwändig und kostet nicht viel. Das wurde sogar letztens von der Uni umgesetzt, was wir sehr begrüßen! Die aktuelle Politik der Regierung führt zu einer Spaltung der Studierendenschaft und führt zu Verblendungen, als seien die Probleme durch Masken oder Coronatests ausgelöst worden. Das schadet im Endeffekt allen Studierenden. Ohne gelebte Solidarität zwischen den Studierenden können wir keine Verbesserung der Studienbedingungen für alle erzielen. Wir sollten nicht die durch die Corona-Situation entstandenen Gräben vertiefen, sondern gemeinsam an der Verbesserung der Studienbedingungen arbeiten. Einer geteilten und zerstrittenen Studierendenschaft kann durch weitere Reformen im Namen der Mittelkürzung, ähnlich der Bolognareform, weitere Aspekte des Studiums genommen werden. Eine gut organisierte und solidarisch strukturierte Studierendenschaft ist jedoch in der Lage, ungewollten Reformen entgegenzutreten und ihnen mit konstruktiven Forderungen zu begegnen.

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