Working Wistleblower

veröffentlicht am: 4 Nov, 2016

44-2_5-16_akt_working-wistleblower-beide2Alltag an unseren Arbeitsplätzen
Benni* hat ein Freiwilliges Soziales Jahr in einer KiTa in Kiel gemacht
Stundenlohn von nichtmal 2 €
„Nach meinem Abitur habe ich mich dazu entschlossen ein FSJ in einer KiTa zu machen, da ich gerne Soziale Arbeit studieren möchte und so schon etwas Praxiserfahrung sammeln kann. Ich kam in eine Außengruppe einer Kindertagesstätte im Kieler Umland, die von einem kirchlichen Träger betrieben wird. Die Arbeit mit den Kindern und den KollegInnen machte mir sehr viel Spaß und ich wurde von Anfang an gut aufgenommen. Allerdings gab es auch sehr viele negative Aspekte. Als z.B. Probleme wegen Finanzierungsfragen mit der zuständigen Gemeinde auftauchten, überließ die Chefin mir und den KollegInnen des Erziehungspersonals das Gespräch mit dem Bürgermeister. Das ist aber eine Aufgabe die eindeutig nicht in meinen oder den Verantwortungsbereich der ErzieherInnen fällt. Schlimm ist auch die permanente Unterbesetzung. Auf etwa 25 KollegInnen kam nur eine Vertretungskraft, die mit 30 Std/ Woche sowohl Krankheits- als auch Urlaubszeit abdecken sollte. Das führte dazu, dass die sozialpädagogischen AssistentInnen oder ich als FSJ´ler Aufgaben und Verantwortung übernehmen mussten, für die wir gar nichtausgebildet waren, wie z.B die Leitung einer ganzen Kindergartengruppe. Und das bei sehr schlechter Bezahlung. Obwohl ich 40 Std / Woche arbeitete bekam ich nur 300€ im Monat, das entspricht einem Stundenlohn von nichtmal 2€. So viel zum Thema Mindestlohn.“

Karl* berichtet über seine Ausbildung bei Max Planck in Mannheim
Unterbezahlt trotz Tarifvertrag

Dieser Artikel ist aus der aktuellen POSITION, dem Magazin der SDAJ. Du kannst es für 10€ jährlich abonnieren unter position@sdaj.org

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„Ich habe meine Ausbildung als Bibliotheksassistent im Max-Planck-Institut für öffentliches Recht und Völkerrecht absolviert. Da ich Abitur habe, konnte ich die Ausbildungszeit auf zwei Jahre verkürzen. Die Spannung zwischen der Betriebsverwaltung und der Bibliothek war schon immer sehr groß. Wir waren daher Angriffsziel Nr. 1 für die Verwaltung, da unsere Mitarbeiter ja nichts anderes tun, „als den ganzen Tag Bücher zu lesen“ (O-Ton aus der Verwaltung). Wohl aus dieser Fehde entstammt meine falsche Vergütung in der Ausbildungszeit. Wegen der Lehrzeitverkürzung von drei auf zwei Jahre hätte ich eigentlich den Lohn aus Lehrjahr zwei und drei erhalten müssen. Stattdessen erhielt ich die Vergütung der ersten beiden regulären Jahre und wurde um die höchste Bezahlung des dritten Jahres gebracht. Darauf wurde ich erst hingewiesen, als es schon zu spät war, denn während der Ausbildung fühlte ich mich über meine Vergütung nicht ausreichend informiert. Nach meinem erfolgreichen Abschluss kam die Betriebsratsvorsitzende zu mir und unterrichtete mich darüber. Sie hatte auch erst zu diesem Zeitpunkt durch die Verwaltung von meiner falschen Bezahlung erfahren. Damals war ich in meinem ersten Anschlussjahr und erhielt ein „richtiges“ Gehalt nach dem TVÖD. So speiste mich die Verwaltung in meinem Juli-Gehalt mit ein paar hundert Euro extra ab. Ich hatte nachgerechnet und kam auf eine Summe von über 1.000 Euro, um die mich die Verwaltung damit betrogen hatte.“

*Namen von der Redaktion geändert

Dieser Artikel erschien in
POSITION #5/2016
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