Likes und Dislikes aus der POSITION (Ausgabe #4/16)

veröffentlicht am: 2 Okt, 2016

39-4_4-16_cb_likesDie Glücksfabrik – Roman über das Lebenswerk eines Kapitalisten
Das Buch von Saskia Goldschmidt ist ein Roman, erzählt aus der Perspektive eines sterbenden Großkapitalisten, der auf sein Lebenswerk zurückblickt. So schaffte es der junge Metzger aus dem Fleischereibetrieb seines Vaters einen weltweiten Pharmakonzern zu machen. Seine Methoden: aus allem rausholen so viel es geht, alle ausbeuten so stark es geht, keine Schuldgefühle zulassen. Besonders spannend ist dabei die Rolle der Frauen. Sie sind für ihn persönlich unentbehrlich, aber in seiner Fabrik sind sie Arbeiterinnen und Versuchsobjekte zugleich. Denn in der „Glücksfabrik“ werden Hormone zur Schwangerschaftsermöglichung und -verhütung entwickelt. Obwohl die Autorin auf emotionale Empörung setzt, werden in diesem Buch auch ganz nüchtern und sehr klar die Mechanismen der kapitalistischen Konkurrenz herausgestellt. Noch eindrucksvoller macht dieses Werk, dass die Autorin durch familiäre Recherchen auf den Konzern Organon stieß, auf dessen Geschichte der Roman basiert. Nicht nur leicht zu lesen, sondern auch informativ. Eine Art Outing.
Saskia Goldschmidt: Die Glücksfabrik, Niederlande, 2014, 328 Seiten
Hanna, Hamburg

The Americans – US-Serie über sowjetische Agenten
Üblicherweise geht es in Spionagefilmen über den Kalten Krieg um das vorbildliche Verhalten westlicher Geheimagenten, die unter Einsatz ihres Lebens die „Freiheit“ gegen ein vermeintlich aggressives und diktatorisches System verteidigen – den „Sowjetkommunismus“.
Ganz anders bei „The Americans“: Hauptfiguren sind Elizabeth und Philip Jennings, die Anfang der 80er mit ihren beiden Kindern ein auf den ersten Blick ganz „amerikanisches“, kleinbürgerliches Vorstadtleben in Washington DC führen. Nur: Die beiden heißen nicht wirklich Jennings, sie sind in der Sowjetunion geboren und arbeiten undercover für den sowjetischen Geheimdienst KGB.
Die Serie stammt aus den USA und wird von Ex-CIA-Agent Joe Weisberg produziert. Trotzdem verzichtet sie weitgehend auf antikommunistische Klischees. Die Arbeit des KGB beinhaltet zwar immer wieder Betrug, Erpressung und auch Mord. Gutgeheißen wird all das in der Serie nicht. Aber die Sowjetagenten sind auch keine kaltblütigen Killermaschinen, die fraglos Befehle ausführen. Sie genießen die Schattenseiten ihres Jobs nicht und versuchen sie nach Möglichkeit zu vermeiden. Die beiden sind durchaus Sympathieträger und man muss kein Kommunist sein, um in den vielen brenzligen Situationen der Serie (zumindest heimlich) zu ihnen zu halten.
Auch die Vorgesetzten beim KGB sind verantwortungsbewusste Menschen, denen es vor allem um das Wohl ihrer Agenten und die Sicherheit ihres Landes geht. Die politische Motivation der Handelnden wird immer wieder deutlich: Es geht ihnen um den Kampf gegen ein menschenverachtendes System, das Menschen verhungern lässt, rassistisch unterdrückt und in Afghanistan und Nicaragua seine schmutzigen Kriege führt. Die KGB-Agenten sehen sich als Soldaten im Kampf für eine bessere Welt, den Sozialismus. Ob man das sympathisch findet oder nicht, diese Entscheidung überlässt die Serie den Zuschauern.
The Americans, USA, 2013 bis 2016, 52 Episoden à 44 Minuten
Thanasis, Tübingen

Dieser Artikel ist aus der aktuellen POSITION, dem Magazin der SDAJ. Du kannst es für 10€ jährlich abonnieren unter position@sdaj.org

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Gegen Homophobie und Rassismus
Der Posthardcore-Band Boysetsfire war es seit ihrer Gründung 1994 wichtig auf politischer Ebene mit ihren Fans in Kontakt zu kommen. Entweder durch ihre häufig kritischen Songs (z.B. „Heads Will Roll“) gegen Krieg, Unterdrückung und Diskriminierung oder eben durch direkte Diskussionen über den US-Imperialismus, Umweltschutz oder Kommunismus. Wolf X Down, auch aus dem Hardcore-Genre, setzen eine klare linksradikale Kante in ihren Texten und Videos. Sie wollen sich von der typischen Hardcore-Szene abgrenzen: solidarisch und antifaschistisch z.B. mit dem Song „The Fortress“, der auch auf der Single zu finden ist. Laut Wolf X Down sei die Hardcore-Szene zwar in Ansätzen politisch, aber noch viel zu wenig. Das wird sie wohl auch dazu bewegt haben, eine gemeinsame Split-Single gegen Diskriminierung von Menschen auf Grund ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Herkunft zu veröffentlichen. Seit dem 17. Juni ist die Single digital und als limitierte CD erhältlich. Sämtliche Einnahmen der Single werden der Schwulenberatung Berlin e.V. gespendet. Beide Bands touren diesen Sommer durch Europa, einige Konzerte gibt es auch gemeinsam. Reinhören oder kräftig mitpogen lohnt sich auf jeden Fall!
Boysetsfire / Wolf X Down: LGBTI*Q-REFUGEE Benefiz-Picture 7″ Single (End Hits Records)
Josh, Gießen

Dieser Artikel erschien in
POSITION #4/2016
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