Schnell unter die kalte Dusche und pünktlich (!) um halb neun in den Bus, der vor unserem Hostel wartet. Wie die letzten Tage auch geht’s mit lauter Musik einmal quer durch die Stadt zum alten Flughafengelände auf dem das Festival stattfindet. Einmal übers Rollfeld zum Frühstück, unseren Stand aufbauen und dann soll mein Seminar losgehen. Das Seminar, für das ich einen Redebeitrag vorbereitet habe findet vormittags und nachmittags statt, ich soll am Nachmittag auf dem Podium sprechen. Am Vormittag sitze ich als Teilnehmerin im Publikum und höre mir die Beiträge von Genossinnen und Genossen aus verschiedenen Teilen der Welt an. Das Thema heute ist „Racial discrimination and Xenophobia. Fascism and national Chauvinism“.
Gespannt verfolge ich die Beiträge und die Art und Weise, sich mit Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und Faschismus auseinanderzusetzen. Im Beiträge des Genossen aus Frankreich finde ich viele eigene Erfahrungen wieder: Das Erstarken der rechtspopulistischen Bewegungen und die Hetze gegen Muslime und Flüchtlinge. Gleichzeitig militante Neonazis – vor einiger Zeit wurde ein junger Antifaschist ermordet. Ein Vertreter einer afro-ecuadorianischen Organisation berichtet vom Konzept der Plurinationalität – der Versuch die verschiedenen in Ecuador vertretenden Kulturen (indigene oder afro-ecuadorianische) politisch zu repräsentieren. Für eine Debatte sorgte ein Teilnehmer aus Palästina, der eine sehr detaillierte Beschreibung der Situation in seinem Land gibt und dabei einige Parallelen zum deutschen Faschismus zieht, die für mich nicht nachvollziehbar sind.
Nach der Mittagspause bin ich dann dran. Ich berichte von der Situation in Deutschland, die aktuellen Entwicklungen rund um die AfD und die Hetze gegen Flüchtlinge. Der Bericht über die Taten des NSU sorgt für Bestürzung. Vom Podium aus beantworte ich dann noch eine Frage zu unserer Antifakampagne, wechsel dabei vor Nervosität von Englisch zu Spanisch und hoffe immer noch, dass alles soweit verstanden wurde. Nach der Veranstaltung werde ich von einigen ZuhörerInnen abgefangen, die noch kurze Fragen haben und mit denen ich meine Mailadresse austausche – ich bin gespannt was da noch kommt.
Danach geht’s wie jeden Tag noch ein paar Runden über die „Friendship Fair“, ich kaufe ein T-Shirt bei den VenezolanerInnen, schau mir „Guantanamera“-singende Nord-Koreaner an und gebe ein Interview für cubanische Studierende, die mich über unsere Cuba-Kampagne ausfragen.
Danach geht’s zum Abendessen und jetzt sitze ich im Hostel. Vielleicht gehe ich noch zur Party der ecuadorianischen GenossInnen. Oder ich diskutiere mit der italienischen Delegation, die bei uns im Hostel untergebracht sind. Oder ich spreche mit den SDAJlerInnen über aktuelle Entwicklungen in Deutschland. Mal schauen.
Julia, Quito