Arbeiterin oder Hausfrau? Oder doch Beides? – Wie Frauen im Kapitalismus doppelt ausgebeutet werden und was das für die Arbeiterklasse bedeutet.

veröffentlicht am: 29 Jan, 2022

Schon im Kindesalter wird von uns Frauen erwartet, empathisch und sozial zu sein. Es gab Puppen zu Weihnachten und wer Glück hatte bekam eine kleine Küche zum Geburtstag. Viele würden jetzt sagen, dass sich bei den Rollenbildern einiges geändert hat und es mittlerweile auch nicht mehr komisch sei, einem Mädchen ein paar Hotwheels zu schenken. Toll! Aber ist das wirklich unser einziger Weg zur Gleichberechtigung? Es lässt den Anschein erwecken, dass wenn wir Rollenbilder überwinden und damit die Aufteilung in Männer- und Frauenberufe abschaffen, wir auch erreichen, dass die Frau in nicht mehr schlechter, sondern genauso schlecht verdient wie der Mann. Rollenbilder sind aber nicht einfach nur ein konservatives Überbleibsel aus früheren Gesellschaftsformationen, sondern haben auch ihre Funktion im Kapitalismus.

Gemeinsam für den Sozialismus

Arbeiterinnen werden einerseits als Lohndrückerinnen eingesetzt, andererseits dient die Einteilung nach Geschlecht als Spaltungsmechanismus: Verbündeter einer Arbeiterin ist nicht länger ihr männlicher Kollege, sondern nun ihre Chefin. Denn so wie sie, kann sie mal werden, wenn sie nur hart genug arbeitet. Dabei muss sie genau wie der Arbeiter ihre Arbeitskraft verkaufen, während sich der Kapitalist den Mehrwert aneignet. Nun ist es aber auch so, dass sie zusätzlich noch weniger Lohn bekommt als ihr Kollege. Aber wie kommt es zu dieser Überausbeutung? Heutzutage können Frauen doch alles werden, was sie wollen! Und trotzdem wird in typische Frauen- und Männerberufe unterschieden. Die meisten Frauen arbeiten im sozialen- oder im Servicebereich. Nur sehr wenige im technischen Sektor, im Handwerk oder der Produktion. Männer wählen häufiger Berufe, die besser bezahlt sind und konzentrieren sich auf ihre „Karriere“. Eine Arbeiterin macht sich bei ihrer Berufswahl eher Gedanken darum, ob z.B. eine Kinderpause und ein Wiedereinstieg möglich ist. Sie wird also finanziell von ihrem Mann abhängig und ist neben ihrem Arbeitsalltag für die Hausarbeit, die Versorgung der Kinder etc. verantwortlich oder ist als Alleinerziehende einem noch höheren Armutsrisiko ausgesetzt. Sowohl Männer als auch Frauen werden als Teil der Arbeiterklasse politisch und sozial unterdrückt. Diese besondere Form der Benachteiligung der die Arbeiterin ausgesetzt ist, bezeichnen wir als doppelte Unterdrückung, die auf die unbezahlte Übernahme der Reproduktionsarbeit durch die Frau begründet ist. Die Normalisierung von Alltagsexismus, Gewalt an Frauen und frauenverachtender Pornographie, aber auch Gesetzgebungen wie das Strafgesetz zu Schwangerschaftsabbrüchen fußen auf dieser Ideologie. Es geht sogar soweit, dass Frauen, die ja die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, in der männlich dominierten Forschung, wie z.B. in medizinischen Studien zur Verträglichkeit von Medikamenten einfach übergangen werden. Wir müssen uns klar machen, dass wir die doppelte Unterdrückung der Frau nur gemeinsam und im ökonomischen und politischen Kampf überwinden können, ein paar Wohlfühlappelle reichen da nicht aus. Klasse und Geschlecht können wir nicht einfach voneinander trennen. Erst mit der Überwindung des Kapitalismus, auf dessen ökonomische Basis die Politik und die Rollenbilder aufbauen und der Errichtung des Sozialismus können wir die Unterdrückung der Frau voll und ganz bekämpfen.

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