Likes und Dislikes

veröffentlicht am: 4 Sep, 2020
Like: Ein kleines Spiel über den Faschismus

Das Setting des 2. Weltkriegs oder auch des Hitlerfaschismus ist in Videospielen nichts Neues: „Wolfenstein“, „Hearts of Iron“, „Call of Duty“. Doch während man sich in „Call of Duty“ übermächtig durch Gegnerhorden kämpft oder als Anführer einer Nation in „Hearts of Iron“ das Schicksal ganzer Länder in der Hand hat, ist „Through The Darkest Of Times“ eher klein. Worum geht es? Man startet das Spiel im Jahr 1933. Zuvor muss man sich einen Charakter erstellen, der zufallsgenerierte Eigenschaften hat: Ein sozialdemokratischer Professor, nationalkonservativer Lehrer oder kommunistischer Arbeiter. Die Eigenschaften der Charaktere sind für den Erfolg entscheidend. Nach dem Erstellen eines Charakters muss man neue Mitglieder für seine Widerstandsgruppe anwerben und gemeinsam Aktionen durchführen, um den Widerstand im Kleinen zu organisieren: Spenden sammeln, Flugblätter verteilen, der SA Geld stehlen und so weiter. Durch geschicktes Spielen und genug taktisches Geschick können auch spektakuläre Aktionen durchgeführt werden, wie die Befreiung eines Konzentrationslagers.

Während das Gameplay nicht besonders knackig ist, überzeugt die Atmosphäre, die das Spiel erzeugt. Seien es die schönen, in einem düsteren Comicstil gehaltenen Charaktere und eine ebensolche Umgebung oder die an die Musikrichtung der 20er und 30er Jahre angelehnte musikalische Untermalung. Alles in allem ist „Trough The Darkest Of Times“ ein sehr gutes, antifaschistisches Spiel. Die Geschichte bleibt ernst, die historischen Ereignisse werden, so akkurat es in einer Erzählung geht, wiedergegeben und dass die Gruppe divers sein muss, um ordentlichen Widerstand leisten zu können, ist eine gute Message. Toll, dass „Paintbucket“ Games gegen den Mainstream schwimmt und ein ruhiges, emotionales Spiel über den Faschismus herausbringt und so gegen die immer gleichen Bombastshooter oder Militärstrategiesimulationen ein Statement setzt.

Veröffentlichungsdatum: 2019 Verfügbarkeit: Steam (Windows, Mac OS,) 14,99€ Play Store (Android) 7,99€

Daniel, Marburg

 

Dislike: „Balls“- für Geld mach ich alles oder „der neue Schreck des Kapitalismus“

Seit Anfang Mai läuft auf ProSieben die Fernsehsendung „Balls“ (Eier), in der 50 KandidatInnen verschiedene Aufgaben präsentiert bekommen. Wenn sie die Aufgabe erfüllen, winken ihnen 3000 Euro. Laut dem Fernsehsender sollen die Aufgaben jeweils eine Überwindung der TeilnehmerInnen erfordern, von Schmerzbewältigung bis zum Überschreiten der Schamgrenze. Die ZuschauerInnen sollen dabei staunend und vor allem lachend zurückgelassen werden. Bei den Aufgaben scheinen sich die Produzenten von den Misshandlungen der Gefangenen in Guantanamo Inspiration geholt zu haben: Sich wie ein Schwein nackt vor laufender Kamera im Dreck wälzen müssen, die Zunge in einen TASER halten, sich in Tierfäkalien wälzen und Urin trinken. Alles natürlich auf freiwilliger Basis, kein/e KandidatIn wird zur Teilnahme gezwungen. Dass sich die meisten Menschen im Kapitalismus nicht frei aussuchen können, was sie für Geld tun wird ebenso wie die komplette Entwürdigung und Entmenschlichung der TeilnehmerInnen zu Unterhaltungszwecken ignoriert. Das ist, zugegeben, auch nichts neues. Was das Format der Sendung jedoch verdeutlicht, ist der direkte und offen dargestellte Bezahlvorgang für Demütigung und Misshandlung für eine Unterhaltungs-Show, das dann auch noch verknüpft mit Männlichkeit, ganz nach dem Motto: „Hast du die Eier dafür“?

Josephine, Bochum

Like: Mississippi Burning – Ein Film mit trauriger Aktualität

Seit der Ermordung Georg Floyds sind durch die anhaltenden Proteste Rassismus und Polizeigewalt weltweit ein Thema geworden. Der Film Mississippi Burning von 1988 gibt einen starken, emotionalen Einblick in rassistische Machtstrukturen in Polizei und Justiz und zeigt dabei das alltägliche Leben der Arbeiterklasse in den Südstaaten. Der Film spielt im Jahre 1964 in Mississippi und beginnt mit der Ermordung von drei Bürgerrechtlern, die für das Wahlrecht für Schwarze Menschen kämpften, durch die Polizei. Zwei FBI Agenten werden in die Kleinstadt geschickt, um den Mord aufzuklären. Dort stoßen sie auf Rassismus, mangelnde Kooperationsbereitschaft der ansässigen Polizei und eine ausgegrenzte, schwarze Bevölkerung, die durch den Ku-Klux-Klan terrorisiert wird. Die Agenten gehen über die Grenzen von legaler Ermittlungsarbeit hinaus, um die Schuldigen zu ermitteln, jedoch winkt längst nicht allen Beteiligten eine Verurteilung. Der Film ist spannend gemacht und zeigt die rassistischen Machtstrukturen und deren beinahe Unantastbarkeit gut auf.

Josephine, Bochum

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