Buckeln bis zum krank werden (POSITION #05/19)

veröffentlicht am: 25 Nov., 2019

Sven ist 27 und Sozialarbeiter

 

Vor kurzem habe ich noch im KiTa-Verbund der KJSH Stiftung gearbeitet. Hier gehörte es zur Tagesordnung, dass zu wenig Angestellte für zu viele Kinder da waren. Auch Leiharbeit wurde dann mal eingesetzt. Das hat aber nichts gebracht, da zunächst ein Bezug zu den Kindern aufgebaut werden muss um wirklich das Team auch entlasten zu können. Für die Chefinnen zählte aber nur, dass der Betreuungsschlüssel eingehalten wird, alle Kinder abgegeben werden können und die Kassen klingeln.

Durch die hohe Arbeitsverdichtung war es dann auch normal, dass früh am Morgen das Telefon geklingelt hat, weil mal wieder jemand krank geworden ist (wen wundert es?) und nun Ersatz gebraucht wurde, damit der Betreuungsschlüssel stimmt. Ebenso kam es dann dazu, dass Angestellte unterschreiben sollten, dass sie zur Not auch krank zur Arbeit gehen, bis dann eine Vertretung für sie da ist. Dass dann Kinder und andere Angestellte angesteckt werden ist da wohl nicht so schlimm. Wie wäre es mal damit: Mehr Leute fest und unbefristet einstellen und eine richtige Vertretungsstruktur aufbauen. Davon wollten die Chefs aber nichts wissen, weil das ja nicht refinanziert wird. Dann lieber doch die Angestellten buckeln lassen bis sie krank werden. So sozial sind Arbeitgeber im sozialen Bereich.

 

 

Dieser Artikel ist aus der aktuellen POSITION, dem Magazin der SDAJ. Du kannst es für 10€ jährlich abonnieren unter position@sdaj.org

Dieser Artikel erschien in
POSITION #5/2019
Im Archiv ansehen »

Gruppenkarte

finde die SDAJ Gruppe in deiner Nähe!

mehr zum Thema

Arbeit als wortwörtlicher Fiebertraum?!

Arbeit als wortwörtlicher Fiebertraum?!

Seit geraumer Zeit jammert die deutsche Wirtschaft und ihre Vertreter über hohe Krankenstände. 15,1 Fehltage pro Beschäftigtem im Schnitt 2023. Das ist fast eine Verdoppelung seit 2007. Woher kommt der Anstieg? Und was kann man tun? Die Antwort des sogenannten...

mehr lesen
Tarifverhandlung Bahn: Ein Desaster

Tarifverhandlung Bahn: Ein Desaster

Vergangenen Sonntag hat die Tarifkommission der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) mit dem Vorstand der Deutschen Bahn die Verhandlungen um einen neuen Tarifvertrag abgeschlossen. Beide konnten sich auf eine schrittweise Erhöhung des Lohns um 6,5 %, einige...

mehr lesen