Likes und Dislikes aus der POSITION #5/16

veröffentlicht am: 10 Nov, 2016

Dieses Mal: Online-Messenger, das Buch ‚Die Aula‘ und der Film ‚Die Mitte der Welt‘

 Die Mitte der Welt, Deutschland/Österreich, Regie: Jakob M. Erwa, 115 Minuten, Kinostart: 10. November. Nach einem Roman von Andreas Steinhöfel.

Die Mitte der Welt, Deutschland/Österreich, Regie: Jakob M. Erwa, 115 Minuten, Kinostart: 10. November. Nach einem Roman von Andreas Steinhöfel.

Die Mitte der Welt – Coming of Age statt Coming Out
Die Verfilmung von „Die Mitte der Welt“ erzählt von Phil. Er wächst mitten im Nirgendwo mit seiner melancholisch-feindseligen Zwillingsschwester Dianne und seiner liebevollen aber unkonventionellen Mutter Glass auf. Phils beste Freundin Kat scheint genauso speziell zu sein, wie Phils Familienkonstellation. Wechselnde Haarfarben, exzentrischer Kleidungsstil und Lebensfreude sind ganz anders, als die Nachbarn im Dorf. Ohnehin schon chaotisch, wird Phils Leben so richtig turbulent, als sein neuer Mitschüler Nicholas die Bühne betritt.
Hier zeigt sich wie cool Buch und Film mit einer ganz entspannten Haltung gegenüber einem höchst problematischen Thema umgehen: Homosexualität. Problematisch ist nicht, dass der Phil auf Jungs steht. Doch sich zu outen ist, gerade in der Provinz, in dem meisten Fällen immer noch furchtbar. Doch auf Problematik verzichtet der Film. Hingegen zeichnet er eine Welt, die sich dadurch auszeichnet, mit Gelassenheit die Normalität von Liebe und Sexualität zwischen Menschen in Szene zu setzen. Dass der Schönling Nicolas sodann gar auf Phil, der ihn tagelang schüchtern beobachtet, zugeht und sie gemeinsam in die Sportumkleide gehen, ist so bald nicht mehr überraschend.
Dabei ist der Film keineswegs Wohlfühlkino. Wer auf Coming-of-Age-Filme steht, sich an starken Frauenfiguren, Vater-Issues, dunklen Geheimnissen, ganz dicken Gefühlen und unkonventionellen Familienkonstellationen und hier und da mal Pipi in den Augen erfreut, dem sei der Film ans Herz gelegt: Voll süß und arg bitter.
LIKE von Daniel, München

Hermann Kant: Die Aula. 12,99€. Aufbau Verlag Berlin.

Hermann Kant: Die Aula. 12,99€. Aufbau Verlag Berlin.

<3 Hermann Kant
Wer sich mit sozialistischer Literatur auseinander setzt, stößt unweigerlich auf Hermann Kant – einen der bekanntesten Schriftsteller der DDR. „Die Aula“ ist einer seiner bedeutendsten Romane, der sowohl in ost- wie auch in westdeutschen Schulen gelesen und in 15 Sprachen übersetzt wurde. Er erzählt die Geschichte von Robert Iswall, einem Journalisten der DDR, der gebeten wird anlässlich der Schließung seiner ehemaligen Schule, der Arbeiter-und-Bauern-Fakultät in Greifswald, eine Rede zu halten. Durch die Beschäftigung damit erlebt er immer wieder Rückblenden in die Zeit, die er dort mit seinen drei Zimmergenossen verbracht hat. Nach und nach sucht Iswall sie auf und erzählt somit die vier sehr unterschiedlichen Geschichten. Von Trullesand, der von der Parteileitung in die Volksrepublik China delegiert wird, über Filer, der vom ehemaligen Forstarbeiter zu einem führenden Parteifunktionär aufgestiegen ist, bis hin zu Riek, der trotz einem hervorragenden Abschluss an der AFB in den Westen gegangen ist. Hermann Kant beschreibt sehr ehrlich die manchmal holprigen Bemühungen der frühen DDR um ein besseres Bildungssystem und wirft dabei auch Diskussionspunkte zu verschiedensten Entscheidungen der Parteiführung auf. Gleichzeitig zeigt er aber immer wieder auf eine sehr klare Art und Weise wie notwendig diese meistens waren. Ein wunderschönes Buch, das es lohnt zu lesen!
LIKE von Caro, Berlin

Dieser Artikel ist aus der aktuellen POSITION, dem Magazin der SDAJ. Du kannst es für 10€ jährlich abonnieren unter position@sdaj.org

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Facebook – Was ist das für 1 Datenkrake?
Endlich zahlt sich die 19 Mrd. Dollar teure WhatsApp-Übernahme durch Facebook aus: Seit kurzem teilt WhatsApp Daten von mehr als einer Milliarde Nutzern zu Werbezwecken mit dem US-Mutterkonzern. Der Werbenutzung kann man zwar widersprechen, der Übermittlung der Daten an Facebook aber nicht.
Zwar werden die WhatsApp-Nachrichten selbst nicht weitergegeben. Allerdings sammelt der Konzern fleißig Informationen über das Nutzungsverhalten, d.h. wer wann mit wem kommuniziert. Solche Metadaten sagen oft mehr aus, als man denkt und können detaillierte Informationen über Persönlichkeit, Interessen und Beziehungen einer Person liefern. Der ehemalige CIA- und NSA-Direktor Michael Hayden bekannte 2014: „We kill people based on metadata.“
Whatsapp erfordert außerdem Berechtigungen für die Ortung per GPS, dem Abrufen verfügbarer WLAN-Netze und aktiver Apps, den Zugriff auf Fotos, SD-Karte, Kamera und Mikrofon sowie das Lesen und ändern des Telefon-Adressbuchs. Letzteres wird regelmäßig an WhatsApp übermittelt – auch die Nummern von Kontakten, die selbst gar kein WhatsApp nutzen. „Du bestätigst, dass du autorisiert bist, uns solche Nummern zur Verfügung zu stellen“, sagen die AGB´s
Zwar gibt es inzwischen gute Messenger-Alternativen wie die Open-Source-App Signal, aber grundsätzlich gilt: Daten auf dem Smartphone sind gefährdet, ob durch Datenkraken wie WhatsApp, Trojaner-Apps oder die nächste Polizeikontrolle.
DISSLIKE von Jan, Bochum

Dieser Artikel erschien in
POSITION #5/2016
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