Der Offene Brief an Horst Seehofer

veröffentlicht am: 24 Okt, 2016

Post von der SDAJ

43-1_5-16_akt-ob-seehofer2Lieber Horst Seehofer,

du gibst dich volksnah, trittst für „unsere Heimat“ ein, willst für die „normalen Menschen“ kämpfen, die geografische und soziale Herkunft sei dir dabei egal. Ist klar. Du schaffst es schon seit Jahren, deine „normale Bevölkerung“ nach Strich und Faden zu verarschen. Du weißt, wie man mit der Bevölkerung redet. Das bringt dir Stimmen, die Interessen deiner WählerInnen vertrittst du aber bei Weitem nicht. Du hast für die Diätenerhöhung gestimmt aber gegen den Mindestlohn. Auch die Rente mit 67 findest du großartig, eine Erbschaftssteuer lehnst du aber ab. Du hast auch fleißig für jeden Kriegseinsatz gestimmt. Die „normale Bevölkerung“, die in den Krieg zieht oder deren „Heimat“ zerbombt wird, profitiert davon wohl eher nicht. Du machst Politik für die Herrschenden, zu denen auch du aus deiner konservativ-katholischen Arbeiterfamilie aufgestiegen bist.

Reaktionär warst du schon immer, mit 20 trittst du der Jungen Union bei, 3 Jahre später der CSU, deren Vorsitzender du seit 2008 bist. Auf eurer letzten Klausurtagung erklärst du, „auch nationalkonservative Wähler müssen sich bei uns wohlfühlen“. Na herzlichen Glückwunsch! Du treibst mit der CSU die CDU und die Bundesregierung schon seit Jahrzehnten nach rechts. Du wetterst gegen Merkels „Willkommenskultur“. Billige Arbeitskräfte aus dem Osten sind dir da lieber, die können nach verrichteter Arbeit ja wieder gehen. „Gegen die Zuwanderung in deutsche Sozialsysteme“ willst du dich „bis zur letzten Patrone wehren“. Das sagst du schon 5 Jahre bevor die AFD von Schießbefehlen an deutschen Grenzen spricht. Die AFD konnte viel von dir lernen, die CSU ist in vielen Dingen ihr Vorreiter. Langsam aber sicher schmeißt sie deine Partei aber aus dem reaktionären Sattel. Davor hast du natürlich Angst und gibst dem rassistischen Gaul mit deinem „bayerischen Integrationsgesetz“ nochmal ordentlich die Sporen.

Dieser Artikel ist aus der aktuellen POSITION, dem Magazin der SDAJ. Du kannst es für 10€ jährlich abonnieren unter position@sdaj.org

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Aus deinen „einfachen Verhältnissen“ bist du früh ausgebrochen und hast es bis zum Diplom-Verwaltungswirt geschafft. Du weißt, wie man sich beliebt macht und hocharbeitet. Dabei passt du deine Postionen beliebig an, um im Amt zu bleiben und die Bundesrepublik weiter nach rechts treiben zu können. Als guter Populist erklärst du 2010 noch, du seist für die unbegrenzte Laufzeitverlängerung der deutschen Kernkraftwerke und machst den Leuten Angst vor einer Energiewende. Als dann die Stimmung – nach der Nuklearkatastrophe in Fukushima 2011 – kippt, willst du auf einmal den schnellstmöglichen Kernenergieaustritt. Belastungen für die Energiekonzerne lehnst du dabei natürlich weiterhin ab. Das ist ja auch der wahre Kern deiner Politik. Hauptsache die Konzerne profitieren, ob nun mit Kern-, oder erneuerbarer Energie ist dir doch egal. Als Demagoge weiß man eben, wie man die „normale Bevölkerung“ für seine Sachen gewinnen kann, auch wenn sie letztlich darunter leiden wird.

Tobi, Gießen
& Euer Zeitungskollektiv

Dieser Artikel erschien in
POSITION #5/2016
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