Zulukrieg 1879

Südafrikas langer Weg zur Freiheit

veröffentlicht am: 16 Dez, 2010

Schon bald rückt Südafrika in den Fokus der weltweiten Medien: die Fußball-WM der Herren steht vor der Tür. Und einige Monate danach wird auch uns – ob nun Fußballfans oder nicht – das Land beschäftigen, denn Ende 2010 finden dort die 17. Weltfestspiele statt. Höchste Zeit für einen ersten Einblick in die Geschichte Südafrikas.

Zulukrieg 1879

Ungleicher Kampf: Der Aufstand der Zulu wird 1879 durch die Schlacht bei Ulundi beendet, in der die Zulu 1500, die Briten nur 12 Mann verlieren.

Europäische Besatzung

Bereits Ende des 18. Jahrhunderts wird der Süden Afrikas durch weiße Siedler besetzt. Ihr Interesse war vor allem durch die Handelsbeziehungen mit Indien begründet. Als sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Briten im Konflikt mit den Buren (Niederländern) durchsetzen, wird 1910 die Südafrikanische Union, das heutige Südafrika gegründet.

Während des zweiten Weltkriegs kämpft Südafrika auf britischer Seite, viele Weiße sympathisieren allerdings mit dem faschistischen Deutschland. 1948 wird so die Nationale Partei (NP) der Buren an die Macht gewählt, welche die rassistische Politik der Apartheid verschärft. Gewählt wurde die NP ausschließlich von der weißen Bevölkerung, die als einzige das volle Wahlrecht besaßen.

Wie die 1921 gegründete Kommunistische Partei Südafrikas (SACP) richtig erkannte, wurde die politische Kontrolle des Landes von einer herrschenden Klasse im Ausland auf eine herrschende Klasse im Land selbst übertragen. Der koloniale Status der schwarzen Bevölkerung ist dabei durchgängig erhalten geblieben.

Apartheid

Die Apartheid begann schon Anfang des 20. Jahrhunderts unter den Briten und endete erst 1994. Sie wird als eine Periode der institutionalisierten Rassentrennung verstanden. Während der Apartheid hatten ausschließlich Weiße teil am politischen Leben, Sex war nur innerhalb der eigenen „Rasse“ erlaubt und Schwarze durften nur noch ihnen zugewiesene Gebiete nutzen. Gab anfangs noch einige Gesetzeslücken zu Gunsten der schwarzen Bevölkerung, wird die Apartheid unter der NP vollständig verwirklicht. Jeder Mensch wird in eine „Rasse“ (weiß, schwarz, farbig, asiatisch) eingeteilt was über Rechte und Pflichten entscheidet. Die „Rassen“-Trennung zieht sich durch alle Lebensbereiche, sei es Wohngebiet, der Zugang zu Bildung, oder der Nutzung von Parkbänken. Zeitgleich werden mit dem Gesetz zur „Unterdrückung des Kommunismus“ fast alle Widerstandsbewegungen kriminalisiert.

Imperialistische Interessen

Das Apartheidregime war enorm abhängig von ausländischer Unterstützung. Dabei war die BRD wichtigster Handelspartner. Ein Viertel der Auslandsinvestitionen in die südafrikanische Wirtschaft kamen aus der BRD und flossen meist direkt in die dort angesiedelten deutschen Unternehmen. Diese hatten ein Interesse an der unterbezahlten schwarzen Arbeitskraft und stützten das Regime z.B. mit Waffenlieferungen. Dass Südafrika eine solche Bedeutung auch für andere kapitalistische Staaten zukam, lag an der Auseinandersetzung mit dem Sozialismus. Südafrika beteiligte sich aktiv am angolanischen Bürgerkrieg und war in den Zeiten der antiimperialistischen Aufstände in der dritten Welt ein wichtiges Bollwerk gegen sozialistische Revolutionen. Das erklärt auch die anhaltende Unterstützung für das Apartheidregime trotz einer breiten internationalen Solidaritätsbewegung zur Isolierung des Apartheidregimes, die auch bei uns sehr stark war.

Wachsender Widerstand

Der Afrikanische National Kongress (ANC) hatte sich 1912, zwei Jahre nach Gründung der Südafrikanischen Union, konstituiert. Ab den 1920er Jahren wurde der ANC zunehmend zur Massenorganisation. Aufgrund des Verbots der Kommunistischen Partei (SACP) 1950 – 1953, verlagerte sie einen Großteil ihrer Aktivitäten auch in den ANC und spielte trotz ihrer geringen Mitgliederzahl eine wichtige Rolle im Befreiungskampf. Auch nach dem Verbot 1960 blieb der ANC innerhalb der 1983 gegründeten Vereinigte Demokratische Front bis zuletzt die lenkende Kraft des Widerstands.

Entscheidend dafür ist nicht zuletzt eine programmatische Weiterentwicklung 1969. Diese besagt insbesondere, dass die schwarze Arbeiterklasse die Hauptkraft zur Befreiung ist und der bewaffnete Kampf das entscheidendste Mittel des Kampfes eines Bündnisses der maximalen Einheit gegen das Apartheidregime ist.

Nachdem 1976 beim Aufstand in Soweto über 500 Menschen, meist Jugendliche, ermordet werden, bekommt die Befreiungsbewegung abermals neuen Auftrieb. Gemäß der Losung des ANC „Das System funktionsunfähig und das Land unregierbar zu machen“ werden legaler und illegaler Kampf, Massenstreiks und Sabotageaktionen durchgeführt. 1985 sind faktisch nur noch 3 von 34 Lokalräten regierbar, Notstandsverordnungen werden verhängt.

Befreiung

Nach 1989 verliert Südafrika seine Bedeutung als Bollwerk gegen den Sozialismus in Afrika. Die Unterstützung für das rassistische Regime lässt nach und die weiße Herrschaft bröckelt; die Apertheidgesetze werden stückweise gelockert. Nelson Mandela, Ikone des Widerstands, wird freigelassen und 1994 bei den ersten demokratischen Wahlen mit überwältigender Mehrheit für den ANC an die Macht gewählt. Seit dem hat die Allianz aus ANC, SACP und COSATU (Gewerkschaftsverband) die politische Macht inne.

Vieles hat sich im Sinne der Bevölkerung, insbesondere der schwarzen, verbessert. Gleichzeitig hat die Regierung auf Probleme wie Armut, Arbeitslosigkeit, Kriminalität und AIDS häufig keine passenden Antworten liefern können.

Die südafrikanischen KommunistInnen befinden sich in einer entsprechend schwierigen Situation. Der Spagat zwischen Regierungsbeteiligung einerseits und konsequenter Interessensvertretung der Arbeiterklasse andererseits scheint kaum möglich.

Paul, Berlin
Dieser Artikel erschien in POSITION – Magazin der SDAJ #2/2010.

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