Weltwirtschaftskrise 1929

veröffentlicht am: 11 Jan, 2012

Am 24.10.1929, dem „Black Thursday”, brach an der New Yorker Börse Panik aus. Nach Jahren glänzender Geschäfte wurde deut­lich, dass sich eine gewaltige Spekulationsbla­se entwickelt hatte; die Aktienkurse rauschten in den Keller. Der Einbruch an den deutschen Börsen folgte mit einem Tag Verzögerung, weswegen in unseren Geschichtsbüchern vom „Schwarzen Freitag” die Rede ist. Der us-amerikanische Aktienindex Dow Jones fiel in von seinem Höchststand von 381 Punkten im Sep­tember 1929 auf nur noch 41 Punkte im Juli 1932. Für unzählige Anleger bedeutete das den Ruin, für viele Banken das Aus.

Weltweiter Zusammenbruch

Der Kollaps der Börsen und des Finanzsystems war nur der Anfang, der weltweite Zusammen­bruch der industriellen Produktion folgte auf dem Fuße. Das deutsche Volkseinkommen sank zwischen 1929 und 1932 um etwa 40%, das der USA sogar um 58%. Der Brutto wert der deutschen Industrieproduktion lag 1928 bei 84,3 Mrd. Reichsmark, 1932 bei 38 Mrd. Die Arbeitslosigkeit hierzulande kletterte auf 44%, in den USA auf 23%. Deutschland und die USA sind hier nur Beispiele. Mit Ausnahme ei­nes Landes – der Sowjetunion – erfasste die Kri­se die ganze Welt. Aber nicht nur ihre globale Ausbreitung und ihre Tiefe machte sie zu einem historisch einschneidenden Ereignis. Noch ge­wichtiger war der Umstand, dass sie kein Ende nehmen wollte. Folgt auf die normalen kon­junkturellen Krisen ein erneuter Aufschwung, so folgte damals auf den Abschwung die De­pression. Die sogenannten „Selbstheilungskräf­te des Marktes” versagten völlig.

Änderungen der Wirtschaftspolitik brach­ten nicht die gewünschten Ergebnisse. Die deutschen Notstandsregierungen unter Brü­ning, Papen und Schleicher setzten unter Aus­schaltung demokratischer Institutionen einen brutalen Lohnraub- und Sparkurs durch, der die wirtschaftliche Lage noch verschlimmerte. Der US-Regierung unter Franklin D. Roosevelt gelang es zwar mit dem „New Deal”, einem auf Staatsverschuldung basierendem Investiti­onsprogramm, die Krisenfolgen abzumildern, zu einem selbsttragenden Aufschwung führte dies jedoch nicht. Als man 1937 versuchte, die Staatsausgaben wieder zu drosseln, rutschte die US-Wirtschaft erneut in den Keller.

Von der ökonomischen zur politischen Krise

Die bürgerliche Demokratie stand zur Disposi­tion; die Frage war, was überleben würde: Die Demokratie oder die Herrschaft des Bürger­tums. Die Niederlagen der Arbeiterbewegung und die Siege der Faschisten in Deutschland und fast ganz Europa beantworteten diese Fra­ge. Die Nazis verstellten jeden sozialistischen Weg zur Überwindung der Depression. Ihre Lö­sung sah anders aus: Ein Raub- und Vernich­tungskrieg nie gekannten Ausmaßes sollte dem deutschen Kapital Ressourcen und Zwangsar­beiter zuführen, die Konkurrenten unterwerfen und eine weltweite politische und ökonomische Vormachtstellung sichern. Auch wenn diese Pläne durchkreuzt wurden, der 2. Weltkrieg be­endete die Weltwirtschaftskrise. Die Rüstungskonjunktur sowie die gigantische Vernichtung von Menschenleben, von Bauwerken und Produktionskapazitäten schafften die Vorausset­zungen für den langanhaltenden Wirtschafts­aufschwung nach 1945. Der Kapitalismus hatte überlebt – 60 Millionen Menschen nicht.

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