Lass mal übers Ficken reden

veröffentlicht am: 2 Sep, 2020

Die Rubrik „Lass mal übers Ficken reden“ ist fester Bestandteil in der Position, dem Magazin der SDAJ. In der aktuellen Ausgabe geht es um das Thema „A-Sexualität“ und Hygiene beim Ficken.

Ben (24) ist asexuell. Wir haben ihn nach seinem Sexual- und Beziehungsleben gefragt.

Hattest du schon einmal Sex oder hast du sogar noch Sex?

Ja ich hatte bereits Sex. Ich habe das auch schon öfter ausprobiert, konnte aber nie wirklich Gefallen daran finden. Das war früher für mich sogar ziemlich belastend, da man sich dann schon fragt, wieso man an diesem Ding, das alle so toll finden, einfach keine Lust findet.

Wie hast du das rausgefunden? Wie geht dein Umfeld damit um?

Mit dem Thema wurde ich erstmals durch die Serie „Bojack Horseman“ konfrontiert. Daraufhin habe ich mich damit mehr vertraut gemacht und fand die Definition sehr zutreffend auf mich. Als ich dann über das Internet Kontakt mit anderen asexuellen Menschen aufgebaut habe, hat sich diese Ansicht verfestigt. Mein Umfeld geht sehr gut damit um. Gerade die weiblichen Freunde haben dafür ein großes Verständnis. Den männlichen Freunden fällt das manchmal etwas schwerer und hier durfte ich mir auch schon Dinge anhören wie „Naja, vielleicht war es bisher auch einfach noch nicht die Richtige“. Das ist alles nicht böse gemeint und ich habe das auch nie so aufgefasst. Denn auch von diesen wird meine sexuelle (Nicht-)Orientierung akzeptiert.

Wie sehen dauerhafte Beziehungen bei dir aus? Hast du überhaupt partnerschaftliche Beziehungen?

Ich identifiziere mich tatsächlich erst seit etwa zwei Jahren mit der Asexualität. Davor hatte ich große Schwierigkeiten, eine Partnerschaft aufrechtzuerhalten. Sex war damals für mich etwas, das dann dazugehörte, wozu ich mich zwingen musste. Das bemerkt ein Gegenüber natürlich und wenn man dann nicht darüber redet, bekommt dieser das Gefühl, dass es an ihm liegt, dass ich da keinen Spaß habe (und entsprechend auch die Erektion schon verloren habe).
Meinen dauerhaftesten romantischen Kontakt führe ich aktuell. Wir haben uns vor anderthalb Jahren kennengelernt. Auch hier gibt es unterschiedliche Interessen. Während sie das Küssen bereits schon nicht mag, ist das für mich etwas sehr Schönes. Aber ich denke, so oder so ähnlich ist das in sexuellen Beziehungen auch. Da mag der eine vielleicht auch viel häufiger Sex als der andere und es muss ein Kompromiss gefunden werden, mit dem beide zufrieden sind. Unsere Lösung ist die Polygamie.

Das Interview führte Daniel aus Trier

Frage von Luke 21 zu Hygiene beim Sex:

Nach meiner ersten längeren Beziehung (fast 3 Jahre) habe ich jetzt eine neue Freundin. Sie ist etwas älter als ich und hat auch mehr Erfahrung. Scheinbar auch schlechte, sie meinte sie hätte sich schon mehrmals beim Sex was geholt und deshalb springt sie kurz nach dem Sex auf und geht duschen. Meine Ex und ich haben das nie gemacht, und wenn ich ehrlich bin fühle ich mich jetzt auch dreckig, wenn ich nicht auch duschen gehe. Wie machen andere das denn?

Hey Luke,

aus gesundheitlicher Sicht ist das Waschen von Penis, After und Vulva nach dem Vaginalverkehr sicherlich nicht verkehrt. Nach dem Analverkehr oder Kontakt mit Menstruationsblut ist es empfehlenswert. Für Frauen verringert sich aber das Risiko einer Harnwegs- (Perspektive Blasen-)Entzündung stark, wenn sie nach dem Verkehr pinkeln und noch einmal mehr, wenn sie den Scheideneingang mit warmen Wasser, aber ohne Seife auswaschen. Penisse sind nicht so empfänglich für Blasenentzündungen, doch fangen nach einigen Stunden arg an zu müffeln, wenn sich Schweiss, Urin, Scheidensekret und Sperma vermischen. Verzichten solltet ihr auf jeden Fall nach dem Sex auf sexy Unterwäsche aus Synthetik, darin kann die gereizte Haut sich nicht vom Sex erholen.

Sehr umstritten ist die Frage, ob man vor dem Sex duschen sollte. GegnerInnen argumentieren, dass der Eigengeruch (auch der aus den Geschlechtsdrüsen in und um die Scheide, Eichel und Hoden) signifikant zum Erleben des Sexes beitragen. Und so sind Langzeitpaare, die vor dem Sex gewöhnlich nicht duschen, tendenziell glücklicher mit ihrem Sexleben als jene. die Duschen. Aber vor allem Frauen „mit wechselnden Geschlechtspartnern“ klagen oft über eine mangelnde Grundhygiene bei ihren Dates und schlagen vor, dass die Männer vorher immer duschen sollten. Dann gibt es noch die GegnerInnen „unnötigen Duschens“, die gerne Wasser sparen wollen. Aber: die allgemeine Wasserknappheit des Planeten hat keinen Zusammenhang mit dem Wasserkonsum in Mitteleuropa, wo Trinkwasser weit über Bedarf vorhanden ist.

 

Gruppenkarte

finde die SDAJ Gruppe in deiner Nähe!

mehr zum Thema

Das, was man bei uns so Freiheit nennt

Das, was man bei uns so Freiheit nennt

Freie Zeit, Freizeit & das JZ „Es versteht sich von selbst, daß die time of labour selbst, dadurch, daß sie auf normales Maß beschränkt, ferner nicht mehr für einen anderen, sondern für mich selbst geschieht, zusammen mit der Aufhebung der sozialen Gegensätze...

mehr lesen
Arbeitszeitverkürzung und die Realität

Arbeitszeitverkürzung und die Realität

Gewerkschaften und die Verkürzung der Arbeitszeit heute Historisch ist das Thema Arbeitszeitverkürzung sehr präsent in den Gewerkschaften. Sei es der Kampf um den 8 Stunden Tag, die 35 Stunden Woche der westdeutschen Metall- und Elektroindustrie oder der arbeitsfreie...

mehr lesen