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Kein Netz im Entwicklungsland Deutschland – es führt kein Weg an der Telekom vorbei

veröffentlicht am: 30 Mrz, 2020

Ein Leben ohne Internet wäre heute nicht mehr vorstellbar, wenn man bedenkt, welche Rolle es in unserem Alltag spielt. Es nimmt Einfluss auf unsere Freizeitgestaltung, ist wichtiger Bestandteil in Schule, Uni und Betrieb und selbst beim Behördengang wären wir ohne den Anschluss an das World Wide Web aufgeschmissen. Dabei wird die Monopolstellung von Konzernen nirgends so deutlich, wie bei großen IT-Konzernen. Google bestimmt, was wir finden, Facebook, mit wem wir kommunizieren und die Telekom bestimmt, wann, wie und wo Daten überhaupt übertragen werden. Denn die Telekom zählt zur sogenannten Netzwerk-Kategorie „Tier 1“ und bildet damit einer der elf Netzwerk-Knotenpunkte unseres Planeten. Das heißt, die Deutsche Telekom deckt einen der höchsten Vernetzungsbereiche ab und ist mit großen Unterseekabeln mit anderen Telekommunikations-Riesen verknüpft, muss sich also nicht in die Nutzung anderer Datenstraßen einkaufen. Jede Information, die deinen Computer verlässt, wird früher oder später durch die Leitungen der Telekom fließen. Vielleicht mag das für dich nichts Neues sein, es zeigt aber ganz gut auf, dass in Sachen Internet kein Weg an der Telekom vorbeiführt, noch nicht einmal für deren Konkurrenten. Was wir auch beachten müssen, ist, dass sie zu einem Drittel dem deutschen Staat gehört. Im Zuge der Postreform von 1995 wurde die ehemalige Deutsche Bundespost nämlich zum Großteil privatisiert. Viele Dinge, wie zum Beispiel der vermeintliche Netzwerkausbau, werden durch den Staat subventioniert, die dabei erwirtschafteten Gewinne fließen aber größtenteils in die Tasche privater Aktionäre.

Entwicklungsland in Sachen Breitband

Dabei bringen diese staatlichen Förderungen dem Großteil der Bevölkerung gar nichts. Deutschland ist in Sachen Glasfaserverkabelung Entwicklungsland. Nur etwa 3,2 % aller stationären Breitbandanschlüsse sind mit einem Glasfaserkabel verbunden und Grund dafür ist vor allem die sogenannte „Letzte Meile“, der Bereich zwischen dem Grauen Verteilerkasten in deiner Straße und deinem Keller. Diese letzte Meile besteht nämlich zum Großteil aus teilweise bis zu 80 Jahren alten Kupferkabeln, die weitaus weniger Daten pro Sekunde übermitteln können, als Kabel aus Glasfaser. Die Anbindung an das Glasfasernetz ist kostspielig und wenig lukrativ. Stattdessen setzt die Telekom auf eine wesentlich günstigere Methode, dem sogenannten „Vectoring“, eine Methode die noch einmal alles aus den Kupferkabel herausholt, indem sie die Störungseinflüsse auf den Leitungen reduziert. Vorausgesetzt, sie ist im Besitz der Telekom, was deren Machtstellung nur noch weiter stärkt. Wie wir wissen, werden Daten nicht nur per Kupfer- oder Glasfaser übermittelt, sondern auch mittels Funk-Frequenz und wie jeder von uns tagtäglich schmerzhaft erfährt, wimmelt es in Deutschland von Funklöchern. Der flächendeckende Ausbau von Funkmästen kostet nur, bringt keinen Gewinn und schneidet vor allem den ländlichen Teil gerne mal vom Rest der Bevölkerung ab. Investiert wird nur da, wo Industrie ist.

Profit geht wie immer vor
Dabei ist eine schnelle Internetanbindung wichtig: Nicht nur zum schnellen Downloaden von Spielen oder zum einwandfreien Streamen von Netflixserien, sondern auch für den Datenverkehr von Krankenhäusern, kleinbürgerlichen Unternehmen oder Landwirte. Und auch für Kommunen, die durch schlechte Internetanbindung eine Abwanderung der Menschen und der Industrie erleben. Doch das interessiert Staat und Telekom recht wenig. Industrielle Ballungszentren und Großstädte – also Gegenden, in denen sich der Ausbau des Netzes lohnen – werden gefördert, der ländliche Raum bleibt auf der Strecke. Der Profit geht vor, wie das im Kapitalismus eben ist.

5 G – die Lösung?
Gespannt dürfen wir deshalb auf den vielversprochenen Netzausbau warten. Seit über zehn Jahren macht die Regierung uns Versprechungen und nimmt die Digitalisierung auf ihre Agenda, jährlich wird zurückgerudert. Aktuell wird uns versprochen, dass wir 2025 mit flächendeckendem schnellem Internet rechnen können, vor fünf Jahren noch sprach man von diesem Jahr als erklärtes Ziel. Und nun ist das sogenannte 5 G-Netz in aller Munde, ein Ausbau des Funknetzes, welches hohe Übertragungsraten verspricht und in vielen Ländern der Erde schon Alltag ist. Nur Deutschland schläft wieder. Denn der Konzern, der 5G möglich macht, sitzt ausgerechnet in China. Das passt der USA gar nicht, die der BRD sogar mit Sanktionen droht, sollte Sie mit Huawei Geschäfte machen. Mal davon abgesehen, dass 5G wieder vor allem der Industrie nutzen wird, die das Ziel hat, damit beispielsweise autonomfahrende LKWS auf die Straßen zu bringen und nicht dem Bezirkskrankenhaus am Arsch der Welt, dass schnelles Internet vermutlich dringender benötigt: Die Thematik macht wieder einmal die Interessenskonflikte der Herrschenden deutlich. Auf die europäischen aber deutlich teureren Netzanbieter pochen, wie Nokia und Ericsson? Dem großen Bruder USA ans Bein pinkeln und doch Geschäfte mit China machen, die ebenfalls Erfahrung haben, vergleichsweise günstige Technologie anbieten und damit auch ein wenig die Abhängigkeit von den Amerikanern bricht? Die Interessen der Telekom durchsetzen, die aufgrund der Kosten gerne mit Huawei zusammenarbeiten würden? Vermutlich werden diese Spielchen noch eine ganze Weile gehen. Eines bleibt klar, wir – die wir in den ländlicheren Gegenden wohnen – werden erst einmal kein schnelleres Internet bekommen. Dafür müssten wir den Netzausbau schon selbst in die Hand nehmen und als fleißigeR LeserIn der Position weißt du natürlich, dass wir dafür für die Revolution streiten müssen.

Domi, Neumarkt

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