Zeit für Widerstand (POSITION #02/19)…

veröffentlicht am: 29 Mai, 2019

Zeit für Widerstand (POSITION #02/19)

Vom 07. Bis zum 10. Juni 2019 findet wieder unser Festival der Jugend in Köln statt. Wir haben uns mit Lara und Andrea, zwei der Organisatorinnen, über ihre Aufgaben unterhalten.

POSITION: Als Hauptverantwortliche für das Festival der Jugend werdet ihr sicher viel zu tun haben und müsst unglaublich viel beachten. Wie schafft man das, so ganz ehrenamtlich und neben dem normalen Alltagswahnsinn?
Lara: Mit einer Mischung aus Plan und Wahnsinn. Nein, Spaß. Es ist schon so, dass man die Sachen gut planen und sich Zeiten setzen muss, in denen man daran arbeitet. Klar gibt es auch Kleinigkeiten, die man mal zwischendurch machen kann, aber ansonsten sind Deadlines und Planung mein bester Freund. Natürlich läuft nicht immer alles nach Plan und dann muss man spontan reagieren, bisher hat das aber – zumindest soweit ich weiß – nicht zu größeren Katastrophen geführt.
Andrea: Man darf aber auch nicht unterschätzen, wie viel Arbeit das Ganze ist. Wir alle gehen ja auch noch arbeiten, zur Schule, machen eine Ausbildung oder studieren. Aber man muss auch sehen, wie viele Jugendliche an diesem Festival beteiligt sind. Alleine im Organisationsbereich sind das gut fünfzig Jugendliche, insgesamt bestimmt achtzig, vielleicht mehr und weil wir eben so viele sind und die Aufgaben untereinander aufteilen, jeder seinen Teil dazu beiträgt, klappt das auch so gut.

Wünscht ihr euch manchmal nicht, dass eine Firma wichtige organisatorische Aufgaben übernimmt, wie das bei anderen Festivals der Fall ist?
Lara: Natürlich würde es das für uns wesentlich einfacher machen. Aber dann wären ja siebzig Prozent des Charakters des Festivals weg. Das Besondere – neben dem politischen Anspruch – ist ja eben, dass wir das alles selbst von Jugendlichen für Jugendliche machen. Und das würde dann schon fehlen. Und außerdem lernt man unglaublich viel, wenn man so ein Festival organisiert. Das möchten man auch nicht missen.
Andrea: Und Außerdem zeigt unser Festival doch gut, dass es eben keine Firmen mit Profitinteresse braucht, um ein Wochenende voller Programm, Kultur und Party auf die Beine zu stellen. Wir Arbeiterjugendlichen schaffen es aus unserem eigenen Können und unserer eigenen Kraft und können dann einem jedem ein geiles Festival ermöglichen.

Was erhofft ihr Euch von dem Festival in diesem Jahr?
Lara: Wir wollen den Platz wieder so voll haben wie vor zwei Jahren. Das heißt, übers Wochenende knapp 2000 Leute als Tages- oder Dauergäste auf dem Platz zu haben. Das wäre schon stark, wenn das klappt. Und ansonsten hoffe ich, dass die Neuerungen bzw. Verbesserungen gut funktionieren und angenommen werden. Das wäre zum Beispiel eine über das ganze Wochenende arbeitende Campzeitungs-Redaktion, eine Party mehr (jetzt auch Sonntag, nicht nur Freitag und Samstag) im Jugendzentrum, mehr Angebote im Sportbereich, größere Do-it-yourself-Area und ein ausgebautes Angebot in der Kinderbetreuung, sogar mit Hüpfburg! Und dann hoffen wir natürlich, dass unsere Freitagsbands – die dieses Mal tatsächlich alle aus Köln oder nebendran kommen – ordentlich Jugendliche auf unseren Platz holen. Gleiches gilt für unsere Acts am Samstag, wo wir ja mit Veedel Kaztro auch einen Kölner auf der Bühne haben.

Worauf kommt es bei der Planung an, wie behaltet ihr den Überblick?
Andrea: Wie gesagt, Planungplanungplanung! Aber auch viel Kommunikation. Klar ist es ärgerlich, wenn irgendwas nicht funktioniert, sich verzögert, oder sonst was. Aber wir sind hier ja nicht in der schwarzen Pädagogik, wo man dann angekackt und gefeuert wird. Wenn etwas nicht funktioniert, spricht man drüber und findet gemeinsam Lösungen. Das gehört in meinen Augen auch zu einem der Hauptdinge, die man in der Organisation eines solchen Festivals lernt. Und ansonsten ist mein Rechner jetzt voll mit diversen Tabellen die mir helfen, den Überblick zu behalten (wenn ich nicht den Überblick über die Dateinamen verliere). Und ich finde man merkt schon, dass wir in den Verantwortungen eine gute Mischung aus alten Festivalhasen und unerfahreneren, jüngeren Leuten haben. Die alten Hasen wissen, wie es zu laufen hat, die neueren bringen coole neue Ideen ein. Dann macht die Arbeit auch direkt mehr Spaß!

Worauf freut ihr euch am meisten?
Lara: Mein persönliches Highlight wird die „CineMarx“-Runde mit Dietmar Dath. Das war das Erste, das mir eingefallen ist, als ich mir vor einem Jahr Gedanken über das inhaltliche Programm gemacht habe und freue mich wahnsinnig, dass das wirklich klappt! Ansonsten ist mein persönliches Highlight immer das Camp-Treffen. Wenn der ganze Platz vor der Bühne und darüber hinaus voll mit den Camp-Gästen ist, herrscht so eine ganz besondere Stimmung. Und dann steht man da am Rand und denkt sich: „Schon ein geiles Festival, das wir hier auf die Beine stellen!“
Andrea: Am meisten freue ich mich darauf, zu sehen, wie hunderte Jugendliche aus allen möglichen Regionen zusammenkommen, ihre Erfahrungen im Kampf gegen dieses System austauschen und gemeinsam zeigen, wie ein solidarisches Zusammensein aussehen kann. Mein persönliches Highlight wird der Arbeiterliederabend am Sonntag, wenn wir uns gemeinsam an Kämpfe der Arbeiterklasse erinnern und Kraft für die nächsten Auseinandersetzungen schöpfen.

[Das Interview führte Domi, Neumarkt]

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Dieser Artikel erschien in
POSITION #2/2019
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