Hinter jedem Vermögen steht ein Verbrechen (POSITION #5/18)…

veröffentlicht am: 19 Feb, 2019

Hinter jedem Vermögen steht ein Verbrechen (POSITION #5/18)
GEORG SCHAEFFLER

Schaut man auf die Liste der reichsten Deutschen, lässt sich Georg F. W. Schaeffler mit einem geschätzten Vermögen von über 20 Milliarden Euro auf dem zweiten Platz finden. Die Frage, woher dieses ganze Geld kommt, ist einfach zu beantworten: Nach dem Tod seines Vaters Georg Schaeffler erbte er dessen milliardenschweren Konzern “Schaeffler-Gruppe”, von dem ihm jetzt 80% gehören. Die anderen 20% hält seine Mutter Maria-Elisabeth Schaeffler. Doch wie wurde der Konzern überhaupt so reich?

DUNKLE VERGANGENHEIT
Offiziell beginnt die Geschichte der Schaeffler-Gruppe erst 1946 mit der Gründung der “Industrie GmbH” durch Wilhelm und Georg Schaeffler. Schaut man noch weiter in die Vergangenheit, findet man aber auch da schon ihre Spuren. Wilhelm war während der Nazizeit nämlich als Wirtschaftsprüfer für die Dresdner Bank tätig und erwarb zu dieser Zeit die so genannte “Devistan AG”, deren jüdische Besitzer 1933 aus Deutschland fliehen mussten.
Er benannte seine neue Firma in Wilhelm Schaeffler AG um, holte sich seinen Bruder Georg zur Unterstützung ran und gemeinsam begannen sie, Textilien für die Nazi-Wehrmacht sowieTeile für Panzer, Sturmgeschütze, Bomben und noch andere Kriegswerkzeuge zu produzieren. Um dies so kostengünstig wie möglich zu machen, ließen die Schaefflers dafür polnische Zwangsarbeiter in ihren Fabriken schuften. Der Konzern wuchs und sie wurden reich. 1946 erfolgte dann die Neugründung unter anderem Namen.
Georgs Bruder Wilhelm wird vor ein polnisches Gericht gestellt, es wird Anklage gegen ihn erhoben wegen „Liquidierung des dem polnischen Staat und den polnischen Bürgern gehörenden Besitzes“ sowie von „jüdischem Eigentum“. Zwar wird er zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, kommt aber 1951 schon wieder auf freien Fuß.

POKERN UM MILLIARDEN
Nach dem zweiten Weltkrieg verlor der Konzern aber nicht an Relevanz, sondern konnte sichin der Produktion für die Maschinenbau- und Automobilindustrie behaupten. Da dies für den jungen Georg und seine Mutter aber noch nicht genug war, planten sie, die dreimal größere Continental AG zu schlucken. Dank der Finanzkrise, die sich zu dem Zeitpunkt auch noch ereignete, saßen sie dann plötzlich auf Conti und einem Schuldenberg von über 15 Milliarden Euro.
Über Nacht waren die Arbeitsplätze von Tausenden Mitarbeitern in Gefahr, es ging um ihre gesamte Lebensgrundlage. M.-E. Schaeffler stellte sich dabei als Opfer dar und ließ Tränen fließen. Die Medien berichteten darüber und sprachen vom traurigen Schicksal der Frau, obwohl es bei ihr nie um ihre gesamte Existenz ging. Auch nach Tilgung der Schulden hätte sie wohl ihr restliches Leben ohne je zu arbeiten ausleben können, während ihre Angestellten vor dem Nichts gestanden hätten. Die Banken eilten aber schließlich zur Rettung der
Milliardärin und sicherten die Zukunft des Unternehmens, welches heute wieder wirtschaftlich gut dasteht.

DIE JAGD NACH PROFIT
Die Geschichte von Georg Schaeffler ist also die typische Geschichte eines Kapitalistenkindes, das das zukünftige Vermögen schon in die Wiege gelegt bekommen hat. Dabei ist es ebenfalls nicht ungewöhnlich, dass der Reichtum davon stammt, dass im zweiten Weltkrieg Zwangsarbeiter als kostenlose Arbeitskräfte benutzt wurden und der Hauptkunde der deutsche Imperialismus war. Es zeigt sich wie die Jagd nach Profit, nach stetiger Expansion auch nicht Halt macht, wenn es um Menschenleben geht, ob im zweiten Weltkriegals mit Zwangsarbeitern für Krieg produziert wurde oder heutzutage mit dem rücksichtslosen Spielen mit Arbeitsplätzen.

[Marco, Bielefeld]

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Dieser Artikel erschien in
POSITION #5/2018
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