Wer hat uns verraten, wer hat uns verkauft? (POSITION #4/18)…

veröffentlicht am: 9 Nov, 2018

Wer hat uns verraten, wer hat uns verkauft? (POSITION #4/18)

WELCHE ROLLE DIE SPD BEI DER NOVEMBERREVOLUTION SPIELTE

Mit dem Beschluss der SPD 1914 den Kriegsanleihen zuzustimmen, welche die Finanzierung des Ersten Weltkrieges ermöglichte und nur wenige Wochen nachdem die SPD noch gegen den Krieg demonstrierte, besiegelte die damalige Sozialdemokratie die Spaltung der Arbeiterbewegung und verriet alle KriegsgegnerInnen und die gesamte Arbeiterklasse. Als Reaktion und auf einer Initiative Rosa Luxemburgs gründete sich daraufhin die „Gruppe Internationale“, eine oppositionelle Gruppe innerhalb der SPD aus der später die Spartakusgruppe hervor ging. Es waren nicht die Kriegstreiber, gegen die ab diesem Zeitpunkt die SPD-Führung unter Friedrich Ebert Stimmung machte, sondern die internen Linken, die zum Feind erklärt wurden. Weil Karl Liebknecht und neunzehn weitere Abgeordnete weiteren Kriegsanleihen nicht zustimmten, wurden sie aus der Partei geworfen. Liebknecht wurde der Prozess wegen Hochverrat gemacht. Seit August 1916 herrschte de facto eine Militärdiktatur der Obersten Heeresleitung. Nach weiteren Ausschlüssen von Abgeordneten, die dem Kurs der SPD nicht Folge leisten wollten, gründete sich die sogenannte USPD (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands), die eine starke Verankerung in den Arbeiterzentren, wie Berlin, Leipzig oder im Ruhrgebiet hatte. In ihr wirkte auch die Spartakusgruppe als autonome Organisation von MarxistInnen.

DIE AUSRUFUNG ZWEIER REPUBLIKEN
Massenstreiks sowie Demonstrationen für „Frieden und Brot“, die teilweise blutig niedergeknüppelt wurden, zeichneten die Situation ab 1917 ab. Vielerorts wurden Räte gegründet und die Revolution bahnte sich ihren Weg. In den wenigen Wochen vor Kriegsende zeigte sich mehrmals, was die SPD von politischer Veränderung hielt. Am 3. Oktober 1918 bildete sich unter Prinz Max von Baden eine Regierung aus Zentrum, Fortschrittlicher Volkspartei und SPD. Deutschland wurde damit zur parlamentarischen Monarchie. Für Ebert, der die Revolution „wie die Sünde hasse‘‘, war dies die Geburt der deutschen Demokratie.
Etwa einen Monat später, nach dem Kieler Matrosenaufstand und der Abdankung des Monarchen, kam es zur Ausrufung zweier Republiken. Der „Deutschen Republik“ durch den SPDler Scheidemann und der „freien sozialistischen Republik Deutschland“ durch Liebknecht. Es wurde der „Rat der Volksbeauftragten“, eine angebliche „Revolutionsregierung“ bestehend aus je drei Mitgliedern aus SPD und USPD gegründet.
Im unmittelbaren Anschluss verbündete sich Ebert mit der Heeresleitung und tat von da an alles, um gegen die äußerst linken Kräfte vorzugehen. Die Losung hieß: „Schlagt ihre Führer tot! Tötet Liebknecht! Dann werdet Ihr Frieden, Arbeit und Brot haben.“ Rechte Freikorps wurden angeheuert, um zu terrorisieren. Begleitet wurde das ganze durch Pogromhetze.

DIE BLUTIGE NIEDERSCHLAGUNG
An Weihnachten wurden bei einem Aufstand bei dem 11 Matrosen erschossen wurden, den Befehl dazu gab die provisorische Regierung. Die USPD trat in Folge dessen aus. Auch weil sie sich, im Gegensatz zur SPD, für eine Verfassung auf Grundlage einer Rätedemokratie wie in der Sowjetunion einsetzen wollte. Auch den sogenannten Spartakusaufstand ließ die SPD durch rechte Reichswehrgruppen niederschlagen. Die ArbeiterInnen und revolutionären Kräfte wurden erschossen. Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg wurden ermordet. Weitere Bemühungen, wie die Bremer oder bayrische Räterepublik, wurden ebenfalls durch angeheuerte Rechte Freikorps und Reichswehrgruppen und in stetiger Zusammenarbeit mit der SPD niedergeschlagen.

[Domi, Neumarkt]
_____
Dieser Artikel ist aus der aktuellen POSITION, dem Magazin der SDAJ. Du kannst es für 10€ jährlich abonnieren unter position@sdaj.org

Source

Dieser Artikel erschien in
POSITION #4/2018
Im Archiv ansehen »

Gruppenkarte

finde die SDAJ Gruppe in deiner Nähe!

mehr zum Thema

Das, was man bei uns so Freiheit nennt

Das, was man bei uns so Freiheit nennt

Freie Zeit, Freizeit & das JZ „Es versteht sich von selbst, daß die time of labour selbst, dadurch, daß sie auf normales Maß beschränkt, ferner nicht mehr für einen anderen, sondern für mich selbst geschieht, zusammen mit der Aufhebung der sozialen Gegensätze...

mehr lesen
Arbeitszeitverkürzung und die Realität

Arbeitszeitverkürzung und die Realität

Gewerkschaften und die Verkürzung der Arbeitszeit heute Historisch ist das Thema Arbeitszeitverkürzung sehr präsent in den Gewerkschaften. Sei es der Kampf um den 8 Stunden Tag, die 35 Stunden Woche der westdeutschen Metall- und Elektroindustrie oder der arbeitsfreie...

mehr lesen