Zahl des Hefts (POSITION #01/18)

veröffentlicht am: 15 Feb, 2018

6%

6 % mehr Lohn, jedoch mindestens 200 € mehr für jeden, fordern die Gewerkschaften ver.di, GEW, GdP und IG BAU in der aktuellen Tarifrunde für den öffentlichen Dienst in Bund und Kommune. Unter dem Motto „Tarif-Deluxe“ fordert die ver.di-Jugend außerdem erstens die Erhöhung der Azubi-Vergütung um 100 €, zweitens eine verbindliche Übernahme nach der Ausbildung und drittens die Tarif-Eingruppierung von Ausbildungsberufen, die bisher nicht tarifiert waren.

Deluxe? Nicht wirklich. Denn bei einer erwarteten Inflationsrate von 1,7 % für 2018 würden von den geforderten 6 % gerade einmal 4,3 % übrigbleiben. Im Normalfall liegen die Ergebnisse im öffentlichen Dienst aber unter den Forderungen der Gewerkschaft. Auch der Sockelbetrag von 200 € wird in den meisten Städten von den rasant steigenden Lebenshaltungskosten (in München stiegen die Mieten 2017 im Durchschnitt um 3,2%) schnell wieder aufgefressen. Das gleiche gilt für die geforderten 100 € mehr Vergütung für Azubis.

Bei dem zu erwarteten öffentlichen Haushaltsüberschuss ist eine höhere Ausbildungsvergütung für alle Ausbildungen locker machbar. Dazu gehört auch die Tarifierung der bisher nicht-tarifierten Ausbildungsberufe, welche längst überfällig ist. Nicht selten verdient man z.B. in den ersten zwei Jahren einer Erzieherausbildung bei einer 40-Stunden-Woche nur 325 € im Monat.

Bereits 2010 konnte die verbindliche Übernahme nach der Ausbildung erkämpft werden, doch zwei Jahre später wurde dieser wieder aufgegeben. Diesen Fehler können wir nun korrigieren und uns das Recht auf Übernahme zurückholen. Klar ist: Die aufgestellten Forderungen sind überfällig, der Kampf gegen die Dienstherren ist notwendig.

Klar ist aber auch: Bei unseren heutigen Forderungen dürfen wir nicht stehen bleiben. Es ist noch mehr zu holen. Je mehr Kolleginnen und Kollegen sich einsetzen, desto mehr wird zu holen sein. Wenn wir auf eine Tarifvertragslaufzeit von 12 Monaten pochen würden, könnten dann nächstes Jahr alle Angestellten im Öffentlichen Dienst, aus Bund, Ländern und Kommunen, gemeinsam für ihre Anliegen kämpfen.

[Cyril, Frankfurt]

Dieser Artikel erschien in
POSITION #1/2018
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