Likes & Dislikes (POSITION #01/16)

veröffentlicht am: 23 Jan, 2016

RTL und die DDR-Kundschafter
Die acht Filme „Deutschland 83“ sind, wie man es erwartet, wenn in einer BRD-Fernsehproduktion ein junger DDR-Grenzsoldat als HVA-Aufklärer zum Kundschafter für den Frieden in der Bundeswehr wird. Anfangs kann man noch mit dem DDR-Spion mitfiebern, ob er es auch schafft, alle NATO-Dokumente über die Pershing-2-Stationierung zu kopieren, oder problemlos die Übergabe mit seinem Führungsoffizier hin kriegt und das hat auch unbestreitbar seinen Reiz, es ist ein bisschen wie James Bond auf sozialistisch. Friedensdemos, Petra Kelly, Romeo-Einsätze im Dienst des sozialistischen Vaterlandes – RTL lässt nichts aus. Doch von Folge zu Folge wird es unerträglicher. Die Stasi wird immer gemeiner und hinterhältiger, Bundeswehr und BRD hingegen sind wehrlose Opfer US-amerikanischer Interessen bis es schließlich rund um ein „friedliches“ NATO-Übungsmanöver zum großen Show-Down kommt.
Die grundlegende Schlussfolgerung der Serie ist: die DDR-Kundschafter haben 1983 den Weltfrieden bewahrt, aber nicht, indem sie dem Osten wesentliche Militärdokumente und Strategien zugänglich gemacht und so ein Gleichgewicht der Kräfte bewahrt haben, sondern indem sie den paranoiden Osten davon überzeugt haben, dass der Westen zu der rationalen Einsicht gelangt ist, ein nuklearer Erstschlag ließe sich einfach nicht gewinnen. Im Staffelfinale stürmt der Hauptdarsteller die Stasi-Zentrale und entlarvt dort, dass einer der Stasi-Chefs, der zufällig sein lang verschollener Vater ist, die erbeuteten NATO-Geheimpläne, die eine Nicht-Angriffs-Absicht belegen, mutwillig falsch übersetzt hat. Mehr Drama geht kaum, mehr historische Ungenauigkeit auch nicht.
„Deutschland 83“ RTL 2015, DVD 19,99 €
Tatjana, Rostock

 

„Join the resistance“

Der neue Star Wars-Teil ist ein klassischer Film aus dem Star Wars Universum und zwar ein guter. Wer mit dem v.a. zu Vermarktungszwecken genutzten Hype um den Film ein grundlegendes Problem hat, oder wer bereits die Nase rümpft bei dem Gedanken sich über zwei Stunden lang einen Film anzusehen, in dem eine metaphysische Ebene sowie der grundlegende Kampf zwischen der hellen und der dunklen Seite der Macht elementarer Bestandteil der Handlung ist, der ist bei einer Star Wars – Filmvorführung einfach Fehl am Platz und sollte sie sich auch nicht antun.

Wer jedoch bereits bei dem Gedanken an die drei nahezu legendären Ursprungsfilme ins Schwelgen kommt, für den ist die Fortsetzung im Normalfall ein wahrer Genuss, und das nicht nur wegen dem Zusammenspiel der neuen Besetzung mit den in die Jahre gekommenen Stars. Auch die Anspielungen im Film sind, trotz mancher sich wiederholender Motive, mannigfaltig und das so sympathische „die vermeintlich Schwächeren schlagen geeint den schier übermächtigen Feind“- Thema knüpft an den Charakter der alten Filme an. Wenn man sich auf den Film einlässt, und das ist durchaus zu empfehlen, dann kann man 135 Minuten lang bei Popcorn dabei zu sehen, wie die kleine, eigentlich unterlegene Rebellen-Armee die imperialistischen, äh, imperialen Truppen in Grund und Boden kämpft, welche man trotz manch milchgesichtiger Anführer zu hassen lernt. Insgesamt kann man also sagen, dass sich mit dem Film durch augenzwinkernde Slogans wie „Join the resistence“ eine Brücke schlagen lässt zwischen nerdiger Nostalgie und Klassenkampf. Wenigstens einen netten Filmabend lang.

Sascha, Bamberg

Star Wars, „Das Erwachen der Macht“, 2015

 

Alle Geschichte ist die Geschichte von Verschwörungen

Das neueste Spiel der Assasins-Creed-Reihe heißt „Syndicate“ und verspricht im Trailer die Arbeiterklasse aufzuwecken. Das Versprechen wird nicht eingelöst.

Die Story dreht sich um den Konflikt zwischen den Templern und den Assassinen. Gespielt werden abwechselnd die Geschwister Evie und Jacob Frye. Das Setting ist das detailgetreu nachgestellte London des 19. Jahrhunderts. Grausame Ausbeutung in den Fabriken, Kinderarbeit und das allgemeine Elend der ArbeiterInnen während der Industriellen Revolution sind allgegenwärtig und realitätsnah dargestellt. Ganz London wird kontrolliert von den Handlangern der Templer: den Blighters. Typischerweise lernen wir auch Personen aus der Geschichte kennen. So machen wir Bekanntschaft mit niemand Geringerem als Karl Marx persönlich! Perfekt getroffen ist Marx nicht. So ist für ihn der demokratische Weg der einzige in den Sozialismus und von Revolution spricht Marx auch nicht. Er hält Reden vor Arbeitern und skandalisiert besonders schlechte Arbeitsbedingungen, z.B. durch „Outings“ und das Veröffentlichen von Betriebsunfällen. Die Arbeiter in Aktion bringen will er aber scheinbar nicht. Deren große Aktionen, von „Maschinenstürmern“ über die Gründung von Gewerkschaften (die britischen Arbeiter hatten mit den „Chartisten“ die ersten Massengewerkschaften), bis hin zu Streiks fehlen. An ihre Stelle tritt ein primitiver Bandenkrieg. Wer als Teil der eigentlich die Geschichte ausmachenden Verschwörung am Ende die Königin gerettet hat, darf sich zur Belohnung in einem „Special“ gemeinsam mit Winston Churchill in den Dienst des britischen Imperialismus stellen. Soviel zum Thema Arbeiterklasse.

Robin, Frankfurt am Main

Assasins Creed – Syndicate, Ubisoft, Spiel für Play Station 4, X-Box One, Microsoft Windows, Release Oktober 2015, 19,99 Euro

Dieser Artikel erschien in
POSITION #1/2016
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