Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen

veröffentlicht am: 25 Nov, 2018

Der 25. November ist der „Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen“. Rund um dieses Datum bekommen wir Lippenbekenntnisse von den selben PolitikerInnen zu hören, die schon am nächsten Tag Gelder für Frauenhäuser kürzen. Im übrigen Jahr ist von der Unterdrückung der Frau hierzulande nur selten die Rede. Unterdrückung, die gibt es immer nur in anderen Ländern. Auch Gewalt an Frauen spielt meist nur eine Rolle, wenn sie in anderen Ländern stattfindet. Oder man das für rassistische Hetze nutzen kann, wenn bei (sexueller) Gewalt gegen Frauen Geflüchtete beteiligt waren. Berichte über steigende Zahlen häuslicher Gewalt in Deutschland? Mediale Aufschreie bei sexuellen Übergriffen von Deutschen? Kaum zu finden.

Möglichkeiten für diese Aufschreie gäbe es genug: Jede vierte Frau in Deutschland hat mindestens einmal körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren, in 80% der Fälle geht diese vom Partner aus. Und das sind nur die Zahlen, die aus der Kriminalstatistik hervorgehen, also die Fälle, in denen es zu einer Anzeige kam. Die Dunkelziffer –also Fälle, in denen es keine Anzeige gab – liegt wahrscheinlich wesentlich höher. Gewalt gegen Frauen ist also kein Problem „anderer Kulturen“.

Wer einmal Gewalt erlebt hat, weiß, dass solche Erfahrungen eine Spirale aus Scham und Angst nach sich ziehen. Die meisten Frauen haben Angst, auf taube Ohren zu stoßen. Und diese Sorge kommt ja nicht von ungefähr, wenn man betrachtet, wie wenig das Thema öffentlich eine Rolle spielt. Woher kommt diese Gewalt an Frauen? Sie ist Folge des Patriachats, also der Unterdrückung der Frau durch den Mann. Diese Unterdrückung äußert sich jedoch nicht nur durch die physische Gewalt, derer am heutigen Tag gedacht wird. Die meisten Frauen erfahren sie tagtäglich, nämlich auf ökonomischer Ebene. 22% verdient eine Frau im Schnitt hierzulande weniger als ihre männlichen Kollegen. Hinzu kommt ein überdurchschnittlich hoher Anteil an Teilzeit- und Prekärbeschäftigung. Und oben drauf kommt dann in vielen Beziehungen noch die häusliche Arbeit: Während ein Mann durchschnittlich 0,8 Stunden pro Tag mit Hausarbeit verbringt, sind es bei Frauen satte 2,3 Stunden.

All das ist nicht nur böser Wille, es hat Prinzip. Auch wenn Patriachat und Ausbeutung nach überholten Begriffen aus dem Mittelalter klingen, sind sie immer noch aktuell. Sie sind noch aktuell, weil es Menschen gibt, die davon profitieren. Sie profitieren davon, dass Frauen eher die Füße still halten aus Angst vor Folgen eines Sich-Zur-Wehr-Setzens gegen diese Unterdrückung – sei es physische Gewalt oder ökonomische Einbußen. Sie profitieren davon, dass sich Frauen nicht wehren – und profitieren davon, dass sich Frauen und Männer sich nicht gemeinsam wehren, da die Unterdrückung der Frau die Arbeitenden spaltet. Dieselben Politiker, von denen wir heute Lippenbekenntnisse zu hören bekommen, sind diejenigen, die die Interessen derer vertreten, die davon profitieren – der Banken und Konzerne, denen billigere Löhne und wenig Widerstand dagegen zugutekommen. Politiker wollen uns weismachen, (sexuelle) Gewalt gegen Frauen sei ein Problem, das vor allem Geflüchtete in unser Land gebracht haben, und spalten uns damit weiter. Sie stecken aber lieber Milliarden in Bankenrettung statt in flächendeckende Kinderbetreuung oder ausreichend Beratungsstellen für Betroffene von Gewalt.

Allen, die heute am Tag gegen Gewalt an Frauen auf die Straße gehen wollen wir Mut machen: Gemeinsam können wir etwas verändern, aber dafür müssen wir uns zusammenschließen, denn diese Politik ist es nicht, die es für uns machen wird! Wir wollen uns gemeinsam einsetzen für:

  • Förderung von Frauenhäusern und Notrufzentralen! Schluss mit der Unterfinanzierung!
  • Gleicher Lohn für gleiche Arbeit! Bessere Arbeitsbedingungen für Alle!
  • Ausbau von Betreuungsangeboten für Kinder!
  • Gegen ein Ausnutzen von sexualisierter Gewalt für rassistische Zwecke!

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