Hochschulpolitik

2013 überstieg die Anzahl von jungen Menschen, die ein Studium aufnahmen, zum ersten Mal die Zahl derer, die eine Ausbildung begannen. Dass diese Entwicklung nichts damit zu tun hat, dass Studieren einfacher oder das Hochschulsystem weniger selektiv geworden wäre, stellen viele dieser jungen Menschen spätestens im Studierenden-Alltag fest: Hier sitzt man in überfüllten Hörsälen und maroden Gebäuden, die viel zu geringe Zahl an Lehrenden sind unterbezahlt und überlastet, Betreuung von StudentInnen findet so gut wie nicht statt, es gibt Prüfungsstress, Zeit- und Konkurrenzdruck. Finanzierbar ist ein Studium auch mit BAföG nicht ohne Nebenjob oder die Unterstützung der Eltern, dazu kommen stetig steigende Lebenshaltungskosten und die in vielen Städten für Studierende katastrophale Lage auf dem Wohnungsmarkt. Bei den „rosigen“ Zahlen der StudienanfängerInnen wird oft die Zahl derer verschwiegen, die ihr Studium auf Grund solch widriger Umstände wieder abbrechen: So brach 2012 an Universitäten jede/r dritte, an Fachhochschulen jede/r vierte Studierende das Studium ohne Abschluss ab, in manchen Fächern liegen die Zahlen bei über 50%. Auch weiterhin gilt, dass die soziale Herkunft den Bildungsweg maßgeblich mitbestimmt – gerade mal 23% der Kinder aus Facharbeiterfamilien studieren, während es bei Kindern aus Akademikerfamilien über 75% sind. Und auch der Grund, warum eigentlich so viele junge Menschen ein Studium aufnehmen, wird gerne unter den Tisch fallen gelassen. Die hohe Zahl an Studierenden ist mitnichten ein Aushängeschild des „Bildungsstandorts“ Deutschland, sondern Ausdruck der zunehmenden Entwertung aller geringeren berufsqualifizierenden Abschlüsse und verweisen auf die Perspektivlosigkeit auf dem Arbeitsmarkt. So ist die große Masse der Jugendlichen, ganz gleich ob Schüler/in, Auszubildende/r oder Studierende/r, einer verschärften Konkurrenzsituation und (Zukunfts-)Unsicherheit ausgesetzt.

Wir fordern:

  • Verbot von Studiengebühren!

  • Übernahme aller Bachelor-AbsolventInnen!

  • Bezahlbarer Wohnraum, kostenloser ÖPNV!

  • Einführung eines Orientierungssemesters!

  • Elternunabhängiges BAföG-Stipendium und Kopplung an einen gesetzlichen Mindestlohn!

  • Tarifliche Bindung studentischer Beschäftigung!

  • Mehr Geld für öffentliche Hochschulbildung, mehr HochschullehrerInnen! Wissenschaftliche Arbeit aus der Prekarität holen!

  • Lernmittelfreiheit durchsetzen!

  • Eine unabhängige, starke und demokratische Selbstvertretung der Studierendenschaft!

  • Verbot von un- und unterbezahlten Praktika!

  • Umverteilung von Oben nach Unten, Geld für Bildung statt für Banken, Konzerne und Krieg!

Die Lage der Studentin im überfüllten Hörsaal hat sehr viel mit der der unterbezahlten Auszubildenden im Betrieb oder des vom Lehrplan überlasteten Schülers zu tun. Denn bei stagnierender oder verlängerter Arbeitszeit und gleichzeitiger fortschreitender Produktivkraftentwicklung werden immer weniger Menschen für den Produktionsprozess benötigt. Die Schaffung einer hoch qualifizierten Elite für immer höhere technische und organisatorische Anforderungen des Produktionsprozesses einerseits und einer breiten, gering qualifizierten Masse andererseits, entspricht den Interessen des Kapitals auf dem gegenwärtigen Stand der Produktivkräfte.

Die Durchsetzung von Schmalspurstudiengängen, hohen Zulassungsbeschränkungen, Mittelknappheit und Dominanz der Forschung gegenüber der Lehre an Hochschulen ist die Umsetzung dieser Anforderungen an deutschen Universitäten.

Studierende, SchülerInnen und Auszubildende sind in gleichem Maße den Angriffen der Konzerne ausgesetzt. Nur gemeinsam können wir dem etwas entgegensetzen, nur im Bündnis mit der Arbeiterklasse können Studierende mit ihren Forderungen erfolgreich sein!

Unsere gesamten Forderungen und Analyse zu Hochschulpolitik kannst du in unserer Broschüre nachlesen. Hier kannst du sie herunterladen.